Seite:OANürtingen 148.png

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ist, nicht groß genug, aber hübsch im Innern und mit einer neuen guten Orgel von Gruol versehen. Ihre Bauart ist gothisch; daneben in einem capellenartigen Raum mit gemalten Wänden und Gewölben befindet sich ein Ölberg aus Sandstein, ganz dem Neuffener (s. d.) ähnlich, aber leider sehr verstümmelt. Der Chor trägt die Jahrzahl 1519, die Kirche aber mit dem Ölberg scheint älter zu seyn. Die Baulast hat der ziemlich vermögliche Heilige zu tragen. Hinter der Kirche befindet sich der Begräbnißplatz und neben demselben das dem Staat gehörige Pfarrhaus. Bis 1726 war der hiesige Geistliche zugleich Festungspfarrer in Hohenneuffen. Die Schule hat 3 Lehrer und 2 Lokale, eines oben im Ort, weit von der Kirche, das sogenannte heilige Haus, das andere (die Knabenschule) an der Kirche. Das Rathhaus ist ein altes, neuerdings renovirtes Gebäude. Auch besteht eine Industrieschule und ein Armenhaus. Sechs gute Rohrbrunnen versehen den Ort reichlich mit gutem Trinkwasser. Durch Beuren führt die Vicinalstraße aus dem Neuffener Thal nach Owen, und die vor einiger Zeit sehr gut angelegte Alpstraße nach Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten etc. Ein kleiner See von 3/4 Morgen ist oberhalb des Ortes für den Fall einer Feuersgefahr angelegt. – Von den Bergkegeln, welche dem Nordrand der Alp in dieser Gegend in so großer Zahl vorgelagert sind, machen sich auf hiesiger Markung das Hochböll, der Spitzberg und der Engelberg besonders bemerklich. Letzterer trug ein schon vor der Reformation verschwundenes Frauenkloster, das nur noch in der Sage und dankbaren Erinnerung der Beurener lebt, indem ihre Kleinzehntfreiheit ein Geschenk der guten Frauen gewesen seyn soll. Der Palmesel des Klosters sey in das vorhin genannte „heilige Haus“ (dem Aussehen nach ein alter Klosterhof) gebracht worden, wo noch jetzt ein aus Holz gut geschnitztes Bild, Christus auf einem Esel reitend, zu sehen ist. Später stand auf dem Engelberg eine Wallfahrtscapelle. Östlich vom Engelberg, auf den sogenannten Weiler-Äckern, an der Kirchheimer OA. Grenze scheint ein abgegangener Ort gestanden zu haben. – Der grandiosen Ansicht, die man von dem äußersten Vorsprung des zu beiden Seiten in jähe Tiefen abfallenden Felsgrates, „der Beurener Fels“ auch der Kalbssprung genannt, genießt, ist bereits S. 11 gedacht worden. Dieser Fels gilt für eine Wetterscheide. – Noch sind die auf hiesiger Markung befindlichen Kalkstein- und Lehm-Gruben zu erwähnen, welche zum Theil die Umgegend versorgen.

Beuren kam im Jahr 1301 mit Neuffen an Württemberg. Herzog Friedrich von Österreich machte zwar Ansprüche an den Ort, leistete jedoch mit seinen Geschwistern im Jahr 1304 Juli 25. hierauf förmlich Verzicht, wogegen unter diesem Tag Graf Eberhard

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_148.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)