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Fortgang hat auch die 1834 errichtete Industrieschule. Das Rathhaus, ein sehr alterthümliches Gebäude, trägt die Jahrzahl 1594.[1] Gutes Quellwasser ist zur Genüge vorhanden; eine Teichelleitung führt in einer Länge von einer kleinen halben Stunde zwei reichliche Quellen aus den Altgrötzinger Wiesen den städtischen Brunnen zu.[2] Über die Aich gelangt man auf der Südseite des Orts mittelst einer aus Quadern erbauten Brücke mit drei Bogen. Noch ist im sogenannten Nonnengäßchen ein altes, jetzt baufälliges Bauernhaus zu bemerken, in welchem sich eine Beguinen-Clause befand, die ums Jahr 1582 zum Kirchenkasten eingezogen wurde (Besold Virgg. SS. Mon. p. 540).

Außerhalb des Städtchens, an dessen südwestlicher Ecke, liegt ein niedriger, von der Aich umflossener Hügel, welcher die nun gänzlich verschwundene Burg der alten Besitzer von Grötzingen trug. Die Wiesen daselbst führen noch den Namen „hinter der Burg.“ Den Namen eines ebenfalls vom Boden wie aus der Geschichte verschwundenen Ortes Alt-Grötzingen bewahrt das obere und untere Alt-Grötzinger Thal, das sich nordöstlich gegen Wolfschlugen hinaufzieht. Die oben nachgewiesene Römerstraße führt auf dem Rücken des Galgenberges zwischen der diesseitigen und der Neckarthailfinger Markung hindurch und ist noch in einer Breite von 18–20′ vermarkt.

Eigenthümlich sind in dem Aichthal unterhalb Grötzingen im sogenannten Föllbach (Klingenbach) und am ganzen linken Hang hin unter der Höhe von Hardt, wo das Aichthal einen einsamen, stillen Charakter trägt, die durch einander geworfenen Felsblöcke. Aus solchen besteht auch die sogenannte Ulrichshöhle (s. Hardt). Es ist der harte Silbersand- oder Fleins-Stein. Die Einwohner schreiben die Entstehung dieser Verwüstung einem sehr großen Gewässer zu, von welchem noch die Volkssage lebt. Die Mulde auf der Höhe gegen Wolfschlugen, von welcher der Föllbach herabkommt, war ehemals mit einem See angefüllt, woher die dortigen Äcker noch den Namen Seeäcker tragen.

Die früheste, in gleichzeitiger Aufzeichnung erhaltene Nennung des Orts erscheint in einer Urkunde Kaiser Heinrichs IV. für Kloster Hirschau vom 9ten Oktober 1057, wo Güter bei Gretzingun als uralter Bestandtheil des Hirschauer Klosterwidems aufgeführt werden. Der Adel dieses Orts kommt vor um 1110,

  1. Das Schulhaus und das Rathhaus brannten am 31. August 1845 ab. Mit dem Wiederaufbau wurde im Frühling 1846 begonnen.
  2. In alten Zeiten hatte Grötzingen eine Badstube, welche einen Zins an das Kloster Denkendorf entrichtete.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_163.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)