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die Rede war, gelangt man zu dem hohlen Stein oder der berühmten sogenannten Ulrichshöhle. Sie war übrigens nie eine eigentliche Höhle, sondern von jeher eine große Felsenspalte. Diese Spalte, von welcher Rösler Beiträge III. S. 103 f. eine mehr ausführliche als klare Beschreibung gibt, erkennt man in ihrer ursprünglichen Gestaltung jetzt nicht mehr, indem die benachbarten Wolfschluger, welche hier Waldungen besitzen, große Massen von Steinen ausgebrochen und weggeführt haben. Vor ungefähr 20 Jahren noch sah man zwei Felsblöcke, wovon der obere 18′ lang, 24′ hoch und 14′ dick, der untere 21′ lang, etwa 19′ hoch und oben 16′ dick war, unten aber in eine Spitze auslief, und welche so zusammenstießen, daß sie einen Zwischenraum von 3′ Breite, und 10′ Höhe bildeten, ohne sich jedoch auf einer Seite oder oben ganz zu schließen. Jetzt ist zwar das weitere Steinbrechen hier verboten, allein die ganze Felspartie hat bereits ihre merkwürdige romantische Gestaltung verloren. Nach der Aussage der Leute in Hardt sollen vor einigen Jahren alte Waffenstücke, Spieße etc. dort gefunden worden seyn.

Von der Ulrichshöhle hat sich folgende Sage, welche sich übrigens nicht auf gleichzeitige Quellen zurückführen läßt, erhalten. Herzog Ulrich verbarg sich daselbst einige Tage auf seiner Flucht und wurde von vier Hardter Bürgern (aus so viel bestand der Hof damals) mit Lebensmitteln erhalten; er bot ihnen dafür eine Gnadenbezeugung an, sie baten aber um nicht mehr, als um die Erlaubniß, einen Fuchs, welcher ihnen Schaden that, zu tödten. Ulrich gab ihnen nicht nur den Fuchs Preis, sondern schenkte ihnen auch theils vollkommene Steuerfreiheit, theils Freiheit von allen Jagd- und Frohn-Diensten (Rösler a. a. O.). Daß diese Hardter Hofbauern seit unvordenklichen Zeiten bis zum Jahr 1808 dieser Freiheit genoßen (die zu zahlende Türkensteuer ausgenommen), ist jedenfalls sicher.

Am Nordostende der Markung führt die Straße von Nürtingen nach Stuttgart mittelst der Teufelsbrücke über die Teufelsklinge, eine Lokalität, wohin, wie schon der Name erwarten läßt, Aberglaube und Sage manch seltsamen Spuck verlegen.

In älteren Zeiten gehörte der Weiler ins Gericht zu Nürtingen und der große Zehnten der Herrschaft. Wolf von Altenstaig verkauft 1366 dem Frauenkloster Kirchheim unter Teck „einen Hof zu Harde gelegen“ mit allen Rechten, nebst einer Steingrube, die u. A. 1 Pfd. Pfeffer gültet, um 427 Pfd. Hll. für frei und eigen, wie das sein väterliches Erbe ist. Dasselbe Kloster kaufte 1432 von einem Bauern „das Holz gelegen zu Hart am Wiler,“ wovon ein Theil liegt „in dem alten Hart,“ um 160 Pfd. Hll. Der andere

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_167.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)