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Schafweide, die etwa 1000 fl. Pacht abwirft. Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 5800 fl. Besondere Stiftungen sind: 908 fl. für Armenbrod, 588 fl. für arme Schüler, 205 fl. für arme Kranke und Kinder. Auch bestehen zwei Armenhäuser. Den großen und Wein-Zehnten bezieht der Staat, den kleinen (mit Ausnahme der sogenannten Pfründgüter, welche dem Staat zehnten) die Stadtpfarrei; Heu- und Öhmd-Zehnten wird in Folge eines alten Vertrags nicht erhoben. Die Reallasten (zum größten Theil gegen den Staat, die Communkasse und örtliche Stiftungspflege) sind namhaft.

Das Wappen der Stadt, welches sich nur durch seine Farben von dem der Herren von Neuffen unterscheidet, besteht in drei schwarzen Hifthörnern mit schwarzen Bändern, übereinander, in goldnem Felde.

Neuffen hat weder Mauern noch Thore mehr und ist besonders in seinen beiden Vorstädten von dorfmäßigem Aussehen; doch fehlt es nicht an einer ziemlich geraden Hauptstraße und einigen hübschen Privathäusern. Die Steinach, über welche eine steinerne Brücke bei der obern Vorstadt führt, fließt durch diese, dann an der Südseite des Städtchens vorüber und durch die untere Vorstadt. Die Pfarrkirche (zum heil. Martin, Bischof) in der Mitte der Ostseite der Stadt, scheint aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu seyn; sie ist dreischiffig, münsterartig gebaut, mit schmalem Mittelschiff und hat einen schönen und hohen Chor. Die Südseite des Mittelschiffs ist nach der großen Beschädigung der Kirche durch Feuer 1634 nur aus Holz wieder hergestellt worden. Das Innere ist hell und geräumig; sie hat ein neues Orgelwerk von Walker. Auch finden sich einige Monumente der Schillinge von Canstatt, deren einer Heinrich mit seiner Ehefrau Agnes 1351 die St. Johannis-Altarpfründe stiftete.[1] Vor der Kirche rechts vom Eingang ist ein in feinem Sandstein ausgeführter Ölberg angebracht, mit der Inschrift zur Seite: Oberlin Schech 1504. Das gut gearbeitete Werk hat sehr viel vom Muthwillen gelitten. Die Baulast an der Kirche hat der Heilige und subsidiär die Stadtpflege. Im Jahr 1446 wurde in der Pfarrkirche zu Neuffen ein Amt und Messe dem Fronleichnam zu Ehren gestiftet und von Graf Ulrich bestätigt. (Sattler Grafen IV., 63.

  1. Vergl. hiezu und über den im Jahr 1540 u. ff. darüber entstandenen Streit: Geschlechtsbeschreibung derer Familien von Schilling. S. 69. Von einem Schilling trägt noch jetzt eine Stelle auf dem Gebirgskamm des Sattelbogens den Namen „beim Schillings-Kreuz.“
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)