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Theodorsbuckel führt. Spuren von abgegangenen Höfen und Wohnstätten trifft man auf der Markung hier und da an.[1] Aber der merkwürdigste Überrest aus der Vergangenheit sind die Trümmer der Veste

Hohen-Neuffen,

die großartigste und emporragendste aller der Burgruinen, welche in weiter Ferne sichtbar den Alpkranz schmücken. Je näher man zu ihr herantritt, desto mehr findet man die Bemerkung begründet, daß die auf den gewaltigen Fels aufgesetzten zackigen Mauern mit ihren weiten Thoren und hohlen Fensteröffnungen, die mächtigen Thürme von dem Zahn der Zeit benagt, oder mit Gewalt halb niedergeworfen, eine malerischere und bei weitem ergreifendere Wirkung machen, als ehemals die verwahrloste Festung gemacht haben mochte, die mit einigen Invaliden bemannt, unter einer elenden, dem Einsturz drohenden Bedachung nothdürftig ihr Daseyn fristete.[2] Auch diese Trümmer drohten nach und nach zu verschwinden, da aus der Nachbarschaft die Steine des gelockerten Gemäuers in Menge geholt wurden, auch der Muthwillen manchen Frevel verübte. Um so rühmenswerther ist das Verdienst des Herrn Kreisforstraths Grafen von Mandelslohe, der als Oberförster von Urach die Aufmerksamkeit der höchsten Behörden diesem Denkmal der Vorzeit durch seine eifrige Fürsprache zuwendet, so daß freventlicher Antastung durch Steinbrecher etc. obrigkeitlich gesteuert, die schönsten Punkte der Ruinen, die früher nur mit großer Gefahr besucht werden konnten, zugänglich gemacht, die Wege gereinigt und mit Stegen und Schranken versehen worden sind. Der Weg von Neuffen auf diesen Bergkegel, der durch eine künstlich vertiefte Einsattelung von der Gebirgsmasse getrennt ist, führt ostwärts, dann nordwestlich steil hinan und beträgt bis zum

  1. So lag z. B. oberhalb der Stadt ein Hof Winden (vergl. Urkunde Graf Ludwigs von Württemberg v. 1434), welchen die Stadt von Württemberg zu Lehen trug.
  2. Schwab die Neckarseite etc. S. 132. Auch sind anzuführen: L. F. V. A. (Andreä), die Ruinen von Hohen-Neuffen. Neuffen, bei Buchbinder Feßmann, 1837, 8. Imm. Hoch, Hohen-Urach und Hohen-Neuffen und ihre merkwürdigsten Staatsgefangenen, Stuttg. Fritz, 1838, 8. Außerdem ist die Festung so häufig in Reisewerken und sonst beschrieben worden, daß wir uns hier um so mehr auf die wichtigsten geschichtlichen Momente derselben und des alten Geschlechtes, das ihren Namen trug, beschränken und die verschiedenen Geschichtchen übergehen dürfen, welche man sich von Hohen-Neuffen zu erzählen pflegt.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_199.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)