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theils weilten sie in Deutschland bei des Kaisers Sohne, König Heinrich (VII.), welcher namentlich dem Herrn Heinrich von Neuffen wichtige Ausführungen auftrug.

Heinrichs Söhne waren Heinrich und Gottfried; letzterer ist der berühmte Minnesänger.

In der Mitte des 13. Jahrhunderts theilte sich von dieser Familie die Marstetter Linie ab, durch einen jüngern Berthold, welcher durch seine Heirath mit Juta, Erbtochter Gottfrieds, Graf von Marstetten, die Würde und den Namen eines Grafen von Marstetten erlangte,[1] welche seinen Nachkommen verblieben, von denen der ausgezeichnetste, Berthold, geheimer Rath und Liebling Kaiser Ludwigs IV. des Bayern, im Jahr 1326 auch die Grafschaft Graisbach (links der Donau unterhalb Donauwörth) erlangte. In der Mitte des 14. Jahrhunderts erlosch diese Marstettisch-Graisbacher Linie; noch früher, schon gegen das Ende des 13. Jahrhunderts, war der Mannsstamm bei der Neuffener Linie ausgestorben. In dieser Linie, welche auch im Zabergau Besitzungen hatte (namentlich Güglingen), verkaufte der letzte derselben Berthold (Sohn des zuletztgenannten Heinrich), welcher im Jahr 1284 mit Einstimmung seiner Gemahlin Richinza seinen Antheil an Nürtingen veräußerte, die Hälfte der Grafschaft Neuffen an Konrad von Weinsberg, Gemahl seiner Schwester Liutgart, welcher durch seine Gattin bereits eine Hälfte erhalten hatte. Dieser weinsbergische Besitz war aber von kurzer Dauer; denn schon im Jahr 1301 Januar 21. verkaufte Konrad von Weinsberg mit seinen Söhnen Konrad und Engelhard Burg und Stadt Neuffen an Graf Eberhard den Erlauchten von Württemberg mit Leuten, Gütern und Allem, was zu der Burg, Stadt und Herrschaft Neuffen gehörte, um 7000 Pfd. guter Pfennig Heller Münze (Sattler Grafen I., 48. Beil. Nro. 31).

Als Wappen führte diese Familie drei Hifthörner je mit einem Bande, übereinander, und auf dem Helme zwei dergleichen Hörner, auswärts gekrümmt und die Mundspitzen emporkehrend.[2]

  1. Die Erwerbung dieser Grafschaft gab Stoff zu einer Sage und zu dem bekannten Volkslied: „der Moringer." Vrgl. Stälin Wirtt. Gesch. 2, 576.
  2. Die Wappenfarben werden verschieden angegeben; in der Pariser Minnesänger Hdschr. sind die Hifthörner silbern, die Bänder roth, der Schild blau; in Grünenbergs Wappenbuch (gemalt 1483) Bl. 21 die Hirschhörner golden, die Bänder silbern, der Schild roth; bei Siebmacher II., 7 die Hifthörner silbern, die Bänder golden, der Schild roth.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_203.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)