Seite:OANürtingen 205.png

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die Zeit der Gründung der Pfarrei (1466) gebaut, da früher auch Ober-Boihingen ein Filial der großen Mutterparochie Nürtingen gewesen war. Sie steht am obern Ende des Dorfs. Die Baulast ruht auf dem Heiligen, der aber unvermögend ist. Die Kirche umgibt der Begräbnißplatz. In der Mitte des Ortes an der Straße steht das geräumige Pfarrhaus, das vom Staat unterhalten wird. Das Rathhaus ist alt, die Schule aber ein schönes, 1842/43 von der Gemeinde mit einem Aufwand von 8070 fl. neu aufgeführtes Gebäude. Das Schulpersonal besteht aus einem Lehrer, einem Unterlehrer und einem Lehrgehülfen.

Die alte Burg Boihingen stand zwischen dem nordwestlichen Ende des Dorfs und dem Neckar; die Stelle ist jetzt mit einem Bauernhaus überbaut; Wall und Graben, der aus dem vorbeifließenden Thalbach gefüllt werden konnte, sind noch sichtbar. Innerhalb des Grabens ist der Burghof noch zehntfrei. Die zu demselben gehörig gewesenen Güter sind unter Viele vertheilt und die Gülten abgelöst.

Eine Capelle des h. Blasius stand vermuthlich 1/4 Stunde südlich vom Ort auf dem „Bläsles Rain.“

Auf der Höhe zwischen dem Thal- und Mark-Bach ist ein Erdfall, die Höllengrube, zu bemerken von circa 100′ Umfang und 15′ Tiefe, in welchem das Regen- und Schnee-Wasser von den umliegenden Höhen versinkt.

(Ober- oder Unter-) Boihingen erscheint als Buggingen um 1100 und 1130 im Hirschauer Schenkungsbuch (S. 39. 57. 62. ed. Stuttg.); als Wohlthäter dieses Klosters, welches in Boihingen selbst Güter erhielt (ib. S. 57), werden daselbst genannt Eberhardus de Buggingen, Erckinbertus de Bugingen, Bertholdus de Bugingen. Berthold von Neuffen verkaufte mit seinen Besitzungen in Nürtingen im Jahr 1284 an Kloster Salmannsweiler quandam decimam in Bugingen (Orig. im Staatsarchiv). In einer Urkunde des Eßlinger Spitalarchivs vom 26. April 1363 lautet der Ortsname Buingen.

Im Jahr 1305 brannte in dieser Gegend die Kriegesflamme, als König Albrecht den Grafen Eberhard den Erlauchten in seinen Besitzungen feindlich heimsuchte (Uebelen, Eberhard der Erl. S. 44). Vom Sept. 12. und 17. d. J. hat man Urkunden des Königs, welche derselbe im Lager bei Boihingen ausstellte (in castris prope Bugingen. Böhmer Reg. imper. S. 242. 243).

Ober-Boihingen ist mit Nürtingen württembergisch geworden. Aus dem Kellerei-Lagerbuch von 1526 ist zu erwähnen, daß Württemberg die Pfarrei zu verleihen hatte, der große Zehnte dem Stifte Tachenhausen und der kleine Zehnte diesem und der

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_205.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)