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Den hiesigen Kirchensatz nebst großem und kleinem Zehnten verkauften 1483 Dietrich und Hans von Speth an das Stift Urach für 2200 fl. (s. OA. Beschr. Urach S. 122).

Hinsichtlich der Hoheit gehörte der Ort ohne allen Zweifel seit den ältesten Zeiten zur Herrschaft Neuffen, wie er denn auch einen Theil der Vogtei daselbst bildete. Mehrere Güter, die Württemberg 1526 hier besaß, hatte es von dem Hospital zu Kirchheim erworben; desgleichen kaufte 1446 Graf Ludwig d. ä. von Hans Renner, Küchenmeister, hiesige Güter. Einige Gülten, die 1395 Peter von Rammingen und 1398 Hans Ehrwein zu Urach besaßen, gelangten an das Stift Urach. Auch das Stift Sindelfingen war frühe schon begütert. Denn 1323 versichert Heinrich Schwenzlin von Hofen, daß ihm die Leute zu Grabenstetten oder anderswo in seiner Vogtei, die dem Stifte zinsbar seyen, jährlich nicht mehr als 2 Scheffel Haber und 2 Hühner von der Person geben sollen.

An Württemberg gelangte die Grundherrlichkeit auf folgende Weise. Heinrich Späth von Steingebronn verkaufte 1347 Juni 24. an Graf Eberhard seine hiesigen Güter, desgleichen Betha von Seeburg 1396 ihren Theil des Dorfes an dessen Enkel Graf Eberhard den Milden (Steinhofer II., 531), Conrad von Hofen genannt Schwenzlin den seinigen (1/8 Gericht) im Jahr 1436 an die Grafen Ludwig und Ulrich für 40 Pfd. (Steinhofer II., 796), zwei weitere Viertheile am Gericht ertauschte im Jahr 1454 Graf Ulrich von Dietrich Speth von Sulzburg. Im Jahr 1437 trug Hans Truchseß von Bichishausen dem Grafen Ludwig zu Lehen auf seine Güter und Gülten zu Grabenstetten, welche er von Heinrich von Hofen genannt Schwenzlin erkauft hatte; solche wurden ihm im Jahr 1470 geeignet. Sonst hatten in früher Zeit noch allhier Besitzungen die von Sperberseck; wenigstens verkaufte im Jahr 1385 Kraft von Sperberseck seine hiesigen Güter. Gefälle, welche die Universität Tübingen von da erworben hatte, gelangten 1752 an den Kirchenrath. Die Burg Hofen war schon 1535 zerfallen und stand damals eine Capelle zu St. Alexander auf der Stelle. – Nach Schmidlins Collect. brannte Grabenstetten ums Jahr 1630 bis auf die Kirche und wenige Häuser ab und waren 1639 nur noch 8 Bürger vorhanden. Damals hatte hier der Pfarrer zu Beuren, 1642 der zu Ober-Lenningen Gottesdienst zu halten, und erst 1645 wurde wieder ein eigener Pfarrer ernannt, der aber vorerst noch in Urach wohnen mußte.

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_231.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)