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und nicht, wie man nach dem Fallen der Schichten erwarten sollte, in einem geognostisch tieferen Horizonte als der Bahnhof Jagstfeld. In der Lettenkohlenmulde bei Offenau sollen früher mehrere Soolquellen entsprungen sein, eine davon fließt noch jetzt am unteren Ende des dortigen Lauers in den Neckar. Offenau ist daher eine alte Saline und ein noch älteres Soolbad. Als die Quellen ärmer wurden und nicht mehr für die dortige Saline genügten, wurde bei Offenau gebohrt, sogar bis in den bunten Sandstein, ohne daß man dabei auf Salz kam. Dieselbe Erfahrung hat man in Hall und in Sulz gemacht. In Wilhelmsglück und in Bergfelden wurde Salz gefunden, wie in dem 1 Stunde von Offenau entfernten Friedrichshall, und nicht im Gebiete der Soolquelle selbst, die wohl nur die Auslaugung eines zerstörten Salzgebirges ist, über dem bei Offenau die Schichten eingesunken sind.

Zwischen Offenau und Gundelsheim stehen die Schichten des Ceratites nodosus an, also mittlerer Hauptmuschelkalk.

Die erste bedeutende Höhe auf dem rechten Ufer unterhalb Offenau ist der Michelsberg bei Gundelsheim (226,57 m), auf dem noch ein wenig Lettenkohle aufliegt, aus der die Quelle auf der Höhe des Berges hervorkommt. Am Fuß des Berges, da wo der Fluß die Landesgrenze verläßt, tritt der Neckar in das Anhydritgebirge ein; der Michelsberg repräsentirt daher mit seiner Höhe über dem Neckar die volle Mächtigkeit des Hauptmuschelkalks, welcher hier 92 m beträgt.

Von dem Michelsberg nur durch den Neckar getrennt, liegt der Hühnerberg bei Haßmersheim, an dessen Fuß zwar die Anhydritgruppe noch herauskommt, der aber der Hauptsache nach aus Encrinitenkalken besteht, welche noch auf dem höchsten Punkte des Berges anstehen.

Am südöstlichen Abhang des Hühnerberges wurde 1822 bis 1823 von der badischen Regierung auf Salz gebohrt, aber ohne Erfolg. Dagegen drang aus der Tiefe von 127 bad. Fuß ein starker, artesischer Brunnen von 6 % Salzgehalt mit großer Gewalt hervor[1], was ganz der Stellung der Schichten entspricht, die auch hier von beiden Seiten dem Neckar zu fallen und daher das Wasser dem tiefsten Punkte zuleiten, in dem es hier erbohrt wurde.


  1. Leonhardt, Beiträge Heft III, S. 92 und 128.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 013. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)