Seite:OANeckarsulm0015.jpg

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dunklen Schiefer eben und aschgrau, Myophoria orbicularis liegt frei im Gestein, daneben Blättchen mit Gasteropoden. Den Schluß machen Kalkplatten, gepflastert mit Myophorien, zum Beweis, daß man nicht mehr fern von dem Anhydritgebirge ist, was, wenn man vom Schreckhof neckaraufwärts sieht, jedenfalls einem sehr starken Einfallen der Schichten entspricht.

Bei Neckarelz tritt der Neckar in den bunten Sandstein; bei Zwingenberg und Eberbach steht man schon ganz in dieser Formation. Die engen Thäler mit ihren steilen Seitenwänden, die massigen, gerundeten Bergformen erinnern lebhaft an den Schwarzwald, aber der Wald, der auch hier an den Bergen von oben bis unten reicht, ist nicht wie dort Nadelwald, sondern Laubwald, was der ganzen Landschaft bei aller Ähnlichkeit ein doch so verändertes Ansehen gibt.

Das Jagstthal ist, soweit es unserem Bezirke angehört, ein typisches Muschelkalkthal: in zahlreichen, weit ausgebogenen Schleifen verläuft der Fluß zwischen tief eingeschnittenen, steilen Seitenwänden, die sich nicht selten in Einem ununterbrochenen Hang bis zur Lettenkohle erheben, welche über dem Thal das ebene Feld bildet und gegen die der Muschelkalk mit scharfem, vom Thal aus deutlich erkennbarem Rande absetzt.

Bei Schönthal, also noch außerhalb des Bezirkes, stehen die Encrinitenbänke über der Thalsohle an. Siebenzehn Kilometer thalabwärts bei Möckmühl liegen in gleicher Höhe über der Jagst dieselben Schichten im Schwärzergraben, der von der Jagst zum Schwärzerhof hinauf führt, und am Bahnhof Möckmühl sind die Hornsteinkalke auf der Grenze zwischen Anhydritgruppe und Hauptmuschelkalk. In den steilen Berghalden zwischen Möckmühl, Widdern und Jagsthausen, die meist bis zur Lettenkohle hinauf reichen, wie auf dem rechten Ufer der Jagst gleich oberhalb Möckmühl oder an der ersten Schlinge der Jagst unterhalb Widdern u. s. w., haben wir daher die volle circa 90 m betragende Mächtigkeit des Hauptmuschelkalkes vor uns. Zwischen Siglingen und Neudenau liegen in der Thalsohle schon die Nodosusschichten und an der Mündung der Jagst, wo die Bahnlinie nach Offenau die Jagst überschreitet, stehen die obersten Schichten des Hauptmuschelkalkes an. Die Jagst verläuft somit von Jagsthausen bis Möckmühl in der Nähe der Grenze des Anhydrits gegen den Hauptmuschelkalk, also in dem wasserreichsten Horizonte des Muschelkalkes, aus dem Jagsthausen, Widdern und Möckmühl ihr Trinkwasser

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 015. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)