Seite:OANeckarsulm0025.jpg

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hier schon da und dort, namentlich gegen Osten, von Lettenkohle oder Keupermergel unterbrochen; auf dem rechten Ufer der Jagst zwischen Schefflenz, Seckach und Kessach kommt der Lehm nur vereinzelt und in geringer Mächtigkeit vor.

Mit dieser Verbreitung geht Hand in Hand eine verschiedene Beschaffenheit des Lehms. Zu unterst liegt immer schwerer rothbrauner Lehm. So findet sich derselbe bei dem wenig mächtigen, vereinzelten Vorkommen im Gebiete der Seckach und Kessach bis hinaus nach Osterburken und der Wasserscheide zwischen Jagst und Tauber und enthält dann nicht selten die kleinen Erzknollen, welche wir in dem rothen Lehm der Thonerde-Gruben auf dem Schrammbiegel erwähnt haben, so z. B. beim Schustershof, im Schiffarth über dem Schwärzerhof, bei Hagenbach an der Landesgrenze u. s. w. Wo dagegen, wie in den tiefer gelegenen Theilen des Bezirkes, der Lehm sehr mächtig wird, da wird derselbe nach oben heller, feiner, er färbt dann mehlartig ab und bildet senkrechte Wände – er wird lößähnlich. Dies ist namentlich auf dem linken Kocherufer um so mehr der Fall, je mehr man von der östlichen Grenze des Bezirkes sich dem Neckar nähert, auf dessen linker Seite der eigentliche Löß liegt, der in unserem Bezirke auf das rechte Neckarufer nur bei Gundelsheim herübergreift. Eine bestimmte Grenze aber zwischen Löß und Lehm läßt sich nicht bezeichnen.

Auf dem rechten Jagstufer, zwischen der Schefflenz und dem Neckar erreicht der Lehm wieder die bedeutende Mächtigkeit wie auf dem linken Kocherufer. Im Volksmund heißt diese Gegend die „krumme Ebene“. Wer wissen will, was es mit dieser Ebene für eine Bewandtnis hat, auf der die Ortschaften Duttenberg, Höchstberg, Ilgenberg, Ober-Griesheim, Bachenau und Tiefenbach liegen, der muß zu Fuß von Neudenau nach Gundelsheim, quer über dieselbe hinweg gehen, dann führt der Weg von Neudenau bergauf und bergab ins Schefflenzthal (167,7 m), von hier hinauf nach Höchstberg (251 m), auf den Stahlbühl (277,1 m), dann tief hinab zur Müssig-Mühle, thalauf nach Tiefenbach (232,4 m), hinauf zum Schrammbiegel (278,5 m), bergab und wieder hinauf zur Hohenschön (279 m) und dann endlich tief hinab zum Bahnhof Gundelsheim (148 m).

Dieses von so tiefen Thälern durchschnittene Terrain, in welchem kaum 2 Orte mit einander verkehren können, ohne über Berg und Thal zu müssen, heißen die Bewohner des ebenen Theils unseres Bezirkes spottweise die „krumme Ebene“.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 025. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0025.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)