Seite:OANeckarsulm0047.jpg

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Und ist denn nicht ergossen
Dein Fruchtfeld wie ein Meer?
Kommt nicht der Most geflossen
Von tausend Hügeln her?

Auch mahnen uns die himmelragenden Schlote in dem weiten Thalbecken an den unterirdischen Segen, der aus der Tiefe des Schachts hervor zum Nutzen des Landes entquillt.

Durchwandern wir den Bezirk vom Weinsberger Gebiet her, da wo ihn das Flüßchen betritt, von dem er den Namen trägt. Dem Wiesenthälchen der mit Erlen besetzten Sulm folgend gelangen wir, Weibertreu und den Schemelsberg zur Linken, in die freundlichen, kaum 300 Schritte von einander entfernten Dörfer Erlenbach und Binswangen. Während zu unserer Rechten die Ausläufer der Löwensteiner Berge über Erlenbach im Kaiberg steil abfallen und ihre Weinberghalden der Südwestsonne darbieten, erheben sich links sanfter ansteigende Hügel, im Sommer bevölkert von zahllosen Lerchen. Rasch gelangen wir auf fast ebenem Terrain zur südöstlichen Ecke der Oberamtsstadt, deren nördliche Seite zu der umfließenden Sulm steil abfällt. Während nun der Bach in weitem Bogen, Obstgärten und Wiesen einschließend, dem Neckar zueilt, den er bald unterhalb der Stadt erreicht, wenden wir unsere Schritte dem stattlichen Berge zu, der sich im Osten der Stadt erhebt, und auf den sich unsere Blicke schon von weitem her richteten, nach dem Scheuerberg. In edlen beinahe klassischen Umrissen steigt er hinan, von Westen her in drei Terrassen und mit Reben bepflanzt, nach Osten bewaldet. Hier waren einst nach der Sage die Jagdgründe, wo Karl der Große jagte, hier oben stand, weithin die Gegend beherrschend, die stattliche Burg der Herren von Weinsberg, nach deren Überresten freilich heute der Wanderer vergeblich sucht. Nur ein kolossales Holzkreuz treffen wir oben und eine herrliche Aussicht: links lugen die Thürme von Weinsberg, Erlenbach und Binswangen aus dem Sulmthal hervor, weithin auf das breite Neckarthal schweift der Blick gegen Heilbronn, hinab zu den rauchenden Kaminen von Wimpfen und Jagstfeld, nach Weiler am Stein und zur blauen Pyramide des Katzenbuckels; gerade gegenüber nach Westen, hinter Obereisesheim, überschauen wir bei dem Dornatwald die historischen Felder, wo einst Tilly den Markgrafen von Baden schlug.

Von Neckarsulm führt uns der Weg neckarabwärts nach Kochendorf, wo das alte Greckenschloß mit seinem Renaissancegiebel

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 047. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)