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In den niedersten Thiergruppen der Protozoen, Infusorien, Räderthiere, Polypen etc. hat der Verfasser bei Gelegenheit mikroskopischer Untersuchungen des Inhalts von Wassergräben, Tümpeln etc. vorgefunden unter vielen nicht bestimmten Individuen: das Sonnenthierchen, Actinophrys, mehrere Arten von Glockenthierchen, Vorticella, den grünen und grauen Süßwasserpolypen, Hydra viridis und vulgaris, mehrere zum Theil mit Panzern versehene Räderthiere u. s. w. Unter den Würmern ist außer den allgemein verbreiteten zu erwähnen das häufige Vorkommen der Fadenwürmer, Gordius und Mermis, welche parasitisch in Insekten leben und bei den Versuchen, Raupen zu Schmetterlingen zu ziehen, oft aus den absterbenden Raupen auskriechen.

Krebse: Zahlreich sind die in stehenden und langsam fließenden Wassern lebenden Muschelkrebse (Cypris) und Wasserflöhe (Cyclops und Daphnia) vertreten. Einmal beobachtete ich den von Fischen sehr gefürchteten, rasch umherschwimmenden, und an den Fischkiemen schmarozenden Argalus foliaceus in Kochendorf. Häufig sind Gammarus, vom Volk Geitzen genannt, deren Genuß nach dem Volksglauben schädlich sein und Schwindsucht herbeiführen soll. Es ist dies durchaus unbegründet, dagegen beherbergen diese Thiere einen Parasiten, der sich in den Fischen weiter entwickelt, und denselben verderblich werden kann. Es ist daher nicht räthlich, die kleinen Fische in den Aquarien mit solchen Geitzen zu füttern. Asseln und Wasserasseln sind ebenfalls überall häufig. Flußkrebse finden sich zahlreich in Bächen und Flüssen, so auch im Neckar. Sie werden von Fischern oft zum Fangen von Fischen, besonders Barben benützt, indem sie dieselben, an Legangeln befestigt, über Nacht in die Flüsse werfen.

Die zu den Krebsen und ihren Verwandten gehörigen Tausendfüße, Scolopendra, Holzwürmer, Julus, und vielfüßigen Asseln sind an Plätzen mit faulenden Pflanzentheilen, unter Steinen, Rinden und Moos häufig, in Gärten und Gewächshäusern schädlich.

Unter den Spinnen mit ihren zahlreichen Geschlechtern sei nur erwähnt die Wasserspinne, Argyronauta aquatica, welche ein glockenförmiges mit Luft gefülltes Gewebe unter Wasser macht, darin sie ihren Raub verzehrt. Ich beobachtete sie in Wassergräben hinter dem Friedrichshaller Schachtgebäude.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 067. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0067.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)