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Die Neigung zur Aspiration geht sogar so weit, daß wie in kallich = Kalk, das k im Auslaut aspirirt oder wenigstens erweicht wird. (Andere: kâlich oder kalig.) Apotheke abodêg. In „Rabe“ und einigen andern Wörtern wird ein g vorgesetzt: = grabb. – g fällt aus in mâd = Magd.

h und ch. h wird im Inlaut und im Auslaut oft zu dem stärkeren ch: zîchə, hêcher. rûchə, vîch, hendschich für ziehen, höher, ruhen, Vieh, Handschuh; „sehen“ ist z. Thl. = sëə, z. Thl. = sëchə. ch im Auslaut wird häufig abgeworfen: î, , = ich, mich, dich; aber sich. nicht ist immer ned oder nett. wellər = welcher. ch in der Adverbialendung lich, z. B. zimlich, bleibt.

m und n. n wird vor Labialen und f theilweise zu m: embërə, vernumpft, samft für entbehren, Vernunft, sanft, (nicht überall); in der Silbe end und ent geht n meist verloren, wie aichətlich, ordəlich, effətlich für eigentlich, ordentlich, öffentlich: auch orntlich oder ornlich für ordentlich. – Über die Endungen en und in siehe oben bei e und i. Das n der Verbalendung und als Pluralzeichen nach Konsonanten wird abweichend vom Schwäbischen deutlich gesprochen: z. B. liffərn, liefern, fëddərn, Federn.

Aus „man“ wird z. Thl. , zum Theil mər. n als Endung des Stammes nach Vokalen erscheint fast immer nasal: an, n, n, (auch mann), wain für ein, nein. Mann, Wein. „Nein“ lautet in Möckmühl: ; „ein“ in der Zusammensetzung ist nasal: einladə = einladen; „hin“ wird nan.

l und r. l geht verloren in sodder für solcher, und in Formen des Hilfsverbums „sollen“. Siehe unten.

r steht pleonastisch am Ende mancher Wörter im Plural: schtânər, nər, dingər, für Steine, Beine, Dinge. Eingefügt wird es nach der adverbialen Vorsilbe da, dərvun, darnåch, dərzuə = davon, danach, dazu. Droben und drunten lautet in einigen Gegenden drobə und drundə, in andern mit Ausfall des r dowə und dunnə (Gundelsh.)

st im Anlaut ist immer scht, beziehungsweise schd: schdâb, schdëchə, schdên oder schdein für Staub, stechen, stehen. Im Auslaut bei Substantiven und Adjektiven (Superlat.) ebenfalls scht z. B. luscht, bruscht, moscht, dorscht für Lust, Brust, Most, Durst; in den Endungen der Konjugation geht das t in der Regel verloren: isch, bisch, håsch, kumsch, hêrsch oder härsch für: ist, bist, hast, kommst, hörst.

Der Artikel a) bestimmt, lautet: dr (mann), d’(frâ), ’s(kind), der Mann, die Frau, das Kind.

b) unbestimmt an (nasal, s. bei n), annər, anne (anni) ans, eine, einer, eine, eines (in Möckm.: änner, änne).

Zahlwörter: von 1–12. ans (anns. Möckm.: äns), zwâ (in Neuenst.: zwên mask, zwun femin.) auch zwai (Möckm.: zwän), drai, vîər, finf, sechs, siwə, acht, nein, (zêə) ëlf, zwelf; värzê (14), fuffzê (15); halb halwər.

Pronomen. î, ër, miər, diər (mər, dər) si, ich, er, wir, ihr, sie; für „dieser“ wird nur gebraucht „dër“, für jener, das die Sprache gar nicht hat: sëllər, in Verbindung mit dort; soddər = solcher; wellər = welcher interrogativ; als relativ: wu, dër wu; äbbər, äbbəs jemand,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)