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großen und schönen Hardthäuserwaldes und vielleicht auch durch die Nähe des Odenwaldes; vornehmlich aber liegt der Grund in den Bodenverhältnissen selbst, indem auf der Höhe meist Lettenkohle anzutreffen und die Verwitterung dieses Gesteins nicht so fruchtbar als die des Muschelkalks ist.

Die Getreideernte ist hier stets 6–8 Tage hinter der des Neckar- und Kocherthales.

Auf der Hochebene dieses Thales zwischen Jagst- und Neckarthal ist die sogenannte krumme, auch deutsche Ebene genannt, welche sich bis ins Kocherthal, bis Oedheim, Hagenbach erstreckt und in deren Ortschaften Höchstberg, Obergriesheim, Duttenberg, Bachenau, Tiefenbach die Landwirthschaft sehr gut betrieben wird.

Dies gut im Allgemeinen vom ganzen Bezirk, wozu einestheils Lage, Klima und Boden, welche meist in sehr günstiger Wechselwirkung zu einander stehen, anderntheils aber auch und vornehmlich die im Bezirk befindlichen geschlossenen größeren Güter beitragen.

Die Staatsdomäne Heuchlingen, sowie die Herrschaftsgüter Lautenbach, Willenbach, Bürg, Assumstadt, Maisenhälden, ferner die Güter der Grundherrschaft v. Berlichingen in Jagsthausen sind sämmtlich verpachtet, und zwar an Landwirthe, welche meist nach rationellen Grundsätzen wirthschaften und als Musterwirthe sowohl in der Viehzucht, wie im Feld- und Ackerbau für die angrenzenden Ortschaften dienen, so daß die kleinen Bauern, welche im Allgemeinen ihren Beruf fleißig und unverdrossen ausüben, gerne das für ihre Verhältnisse Passende aus diesen größern Wirthschaften heraus für sich anwenden, wofür ein Beweis ist, daß im Bezirke wohl alle landwirthschaftlichen Maschinen eingeführt, ja eingebürgert sind, welche bis jetzt überhaupt in der Landwirthschaft angewandt werden, mit Ausnahme des Dampfpfluges; es ist dies nicht allein ein Zeichen des rationell betriebenen Feldbaus, sondern allerdings wohl auch eine Folge des großen Arbeitermangels, welcher sich bei uns in dem letzten Jahrzehnt sehr fühlbar gemacht und trotz der schon länger andauernden wirthschaftlichen Krisis sich noch nicht gebessert hat.

Den Anfang mit der Einführung der landwirthschaftlichen Maschinen haben auch hier wieder die Wirthschafter der größeren geschlossenen Güter gemacht, vornehmlich die Ökonomieverwaltung der Zuckerfabrik Züttlingen und die K. Domäne Heuchlingen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)