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in Württemberg besonders im Jahr 1514 als Aufruhr des „Armen Konrad“, wie der neue Bundschuh sich nannte, zum Ausbruch. Vom Remsthal und Gäu wirkte dieser hinunter bis nach dem erst vor 10 Jahren württembergisch gewordenen Neuenstadt. Ein Bürger von da, Melchior Forchtenberger, brachte von Leonberg die Kunde der dortigen Empörung. Als der Amtmann von N., Hans Heß, am 11. Juni der Gemeinde einen Brief des Herzogs verlas, gieng ein Wüthen und Schreien an: sie wollen zu der Landschaft, den ins Amt gehörigen Dörfern, ziehen. Sie verlangten, eine Gemein ohne ihre Richter (Gemeinderath) halten zu dürfen, sie wollen nicht wider den Herzog sein, doch die Landschaft beisammen haben. Da der Amtmann, weil er des Herzogs und nicht ihr Diener sei, ihnen abschlug, die Dörfer hereinzuberufen, so schickten die Bürger Boten aus, dieselben auf morgen zu laden. Sie bestellten sich eine Messe in unserer Frauen Kapelle vor der Stadt, dort sollte die Versammlung sein. Andern Tags nahm der Amtmann einen Schweinsspieß auf die Achsel und gieng auch hinaus. Da indeß die Schultheißen auf heimliche Bestellung des Amtmanns nur 2 Richter und etliche von der Gemein schickten, sahen sich die Empörer getäuscht und wütheten „wie die Schweine“. (Steinhofer, Chronik 4, 79 f. Heyd, H. Ulrich 1, 262).

Nicht dieses aufständische Volk, sondern des Schwäbischen Bundes Fürsten und Städte haben fünf Jahre nach dem Armen Konrad, in welcher kurzen Zeit der junge leidenschaftliche Fürst eine Masse Zündstoffs aufgehäuft hatte, Herzog Ulrich um Thron und Land gebracht. Vom 28. März bis 13. April 1519 war von den Bündischen die ganze Nordseite der Alb und das ganze Unterland mit einziger Ausnahme der Festungen Neufen und Asperg, sowie der Nordspitze Württembergs: Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl erobert. Nachdem auch Tübingen und die Schwarzwaldgegenden eingenommen worden, zog der Haupttheil des Bundesheeres nordwärts, stand am 9. Mai in Auenstein, Ilsfeld, Lauffen und Sontheim, am 10. in Erlenbach und Neckarsulm. Die Städte Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl ergaben sich ohne Zögern, nicht so die Burg Weinsberg und das Schloß Möckmühl. In letzterem wollte sich Götz von Berlichingen, welcher als württembergischer Amtmann daselbst saß, nicht ohne Weiteres „aus der Mausfalle nehmen lassen“, sondern hielt die Belagerung durch den Sachsen Wolf von Schönburg, welcher mit seinen Reitern und 1000 Landsknechten von Neuenstadt

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)