Seite:OANeckarsulm0246.jpg

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getragene Halle, welche auf der hinteren Wand Jerusalem gemalt zeigt. Die Gruppen stellen dar: Christus am Kreuz, schöne schlanke Holzschnitzerei, an dem Kreuz ein Engel mit blauem Schildchen, darüber V W, darunter 1608; sodann eine spätgothische und bemalte hölzerne Pieta, Maria mit dem Leichnam Christi, ein Werk von bedeutender Schönheit; neu sind die Figuren, Gethsemane darstellend, ausgeführt in Stein von Zartmann in Neckarsulm und bemalt.

Nördlich von diesem Ölberg und westlich neben der Kirche liegt freundlich das Stadtpfarrhaus, das 1804 vom deutschen Orden neu erbaut wurde; die Unterhaltungspflicht hat der Staat.

Der gegenwärtig im Gebrauch befindliche ummauerte Kirchhof, erweitert 1834 und 1868, liegt ungefähr 300 Schritte nördlich von der Stadt auf der Anhöhe jenseits der Sulm und enthält viele künstlerisch gearbeitete Grabsteine, in denen sich der Einfluß des in Neckarsulm betriebenen Kunstgewerbes (Bildhauerei von Zartmann) erkennen läßt. Am Eingang steht die Kirche der Maria zur Steinach. Über ihrem südlichen flachen Portal sieht man im abgebrochenen Bogengiebel eine Nische mit Pieta, darunter von Reben versteckt die Inschrift: o vos omnes qui transitis per viam attendite et videte, si est dolor sicut dolor meus Thren. I, V. 12. Am Westgiebel unter dem auf dem First stehenden Steinkreuz steht die Jahreszahl 1875.

Drei Altäre enthält die im Schiff flachgedeckte Kirche, wovon einen der gewölbte Chor, der durch einen Rundbogen mit dem Schiff verbunden ist. Derselbe hat 3 neue gemalte Fenster, „Louis Sambeth’sche Stiftung, zum Andenken an seine Mutter Theresia, geb. Brunner. 1876.“ Am äußeren Rundbogen des in den Chor führenden südlichen Thörchens steht die Jahreszahl 1668; auf dem First der Kirche ein oben achteckiger Dachreiter.

In der westlichen Kirchhofmauer neben der alten nach Kochendorf führenden Straße finden sich einige Denksteine: 1. renovirt und erweit. anno 1636. Diese Zeit allhie zu Neckarsulm Blids (?) Burgermeister HS. 2. Neben einander drei Wappen von Deutschordensrittern, auf Nr. 1 in quadrirtem Schild in 1 und 3 Thurm, in 2 und 4 eine Henne (v. Henneberg zu Römhild?); das zweite, mittlere, zeigt die 3 Ringe (Neipperg), das rechts einen Querbalken. Darüber die Jahreszahl 1484. 3. Das v. Veltheim’sche Wappen (3 Querbalken in 2 und 3), : 1740 den 8. April / ist dahier begraben worden

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0246.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)