Seite:OANeckarsulm0250.jpg

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aufgeführt, mit Spitzbogengesims unter dem obersten neueren Stockwerk und schiefergedeckter Kuppel. Auf ihm befinden sich 2 kleine neue Glocken, von Bachert in Kochendorf gegossen. Außen an der nordwestlichen Seite des obersten Stockwerks nehmen wir ein steinernes, durch Lilienstäbe quadrirtes Wappen wahr, mit Adler auf dem Herzschild: in 1 enthält es das D.O.Kreuz, in 2 und 3 die 3 Ringe, in 4 einen Bischofshut; daneben die Jahreszahl 15–51. – Vom Thurm aus setzt sich nach Norden die gut erhaltene, mit Schießscharten versehene Mauer fort, mit dem 11 Fuß breiten Zwinger, der bis ans nördliche Ende der Kelter reicht. Der auf der Westseite des Hofes stehende 2stockige Bau, der sich in früheren Zeiten weiter nach Süden erstreckte und eine nach Süden gehende sehr hübsche hölzerne Veranda im Geschmack des vorigen Jahrhunderts zeigt, dient als Archiv und Amtsdienerswohnung. An dieses Gebäude sich anschließend, springt nach Osten im Fünfeck die seit 1850 dem evangelischen Gottesdienst gewidmete Schloßkapelle vor, mit Ziegeldach, auf dem ein Glockenthürmchen mit Uhr. Die Kapelle zeigt 3 spitzbogige Fenster, 2 einfache und ein gekuppeltes, über dem sich zur Hälfte in die Fensterleibung eingebogen, das Wappen des Deutschmeisters Reinhard von Neipperg (1479–1489) befindet mit der Jahreszahl 1487. (Früher waren hier gemalte Fenster mit eben diesem Wappen, die im Jahr 1840 nach Stuttgart und später nach Friedrichshafen gekommen sind.) Orgel, Altartuch und vasa sacra sind gestiftet von der freiherrl. von Wächter-Lautenbach’schen Familie. Der Eingang zur Kapelle ist auf der Nordseite: zwischen ihr und der südlichen Seite der oben erwähnten Kelter ist ein freier Platz mit prächtiger Linde, von wo ein Pförtchen durch die Mauer hinausführt in den Zwinger.

Auch an der südlichen Mauer des Schloßhofes (westlich vom Hauptgebäude), an welcher das Wappen des Hoch- und Deutschmeisters Ludwig Anton, Herzogs von Pfalz-Neuburg, mit der Jahreszahl 1688, aus rothem Sandstein bestehend, eingesetzt ist, führt ein spitzbogiges Thor hinaus in einen Gang zwischen Mauern. Zwischen diesen ist die Einlassung für das Thor noch erkennbar, durch welches 1/3 des 35 Schritte langen Ganges abgeschlossen werden konnte. Auf der östlichen Seite sind noch die Reste eines runden Thürmchens, mit spitzbogigem Eingang und Wendeltreppe. Der Gang selbst führt auf steinerner Brücke über den weiter östlich aufgefüllten und nicht mehr erkennbaren

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)