Seite:OANeckarsulm0253.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von neuem gebaut worden.“ Über dem rundbogigen Eingang das Zeichen des Baumeisters. An der südwestlichen Ecke gegen die Hauptstraße findet sich an diesem Haus eine im Renaissancestil gearbeitete Konsole von Stein, den Oberleib eines Kriegers darstellend. (Früher trug sie einen Erker).

In der Nähe dieses Hauses, gegenüber links von dem Wege zur Kirche an der Wirthschaft zum Engel findet sich an dieses Hauses nordöstlicher Ecke eine alte interessante Ecksäule im Renaissancestil, welche oben eine später aufgesetzte Maria trägt. Das Kapitäl enthält in der Mitte in Relief ein Medaillon mit dem Kopf eines nach rechts sehenden bärtigen Mannes mit Baret, wahrscheinlich Kaiser Karls V., trotz der sogleich zu erwähnenden Überschrift; links davon sind 2 gegen einandersehende Gesichter, rechts ein in Blattornament sitzender nackter Knabe, ein Instrument blasend. Darüber auf der schmalen Deckplatte befinden sich folgende Worte und Jahreszahl:

15 VERBUM DOMINI MANET IN ETERNUM 44.

In dem Stadttheil westlich von der Kirche schaut ein altes Haus mit hohem Giebeldach herab, welches das frühere Rathhaus gewesen sein soll. – In der Gasse östlich und oberhalb der Hauptstraße, der Kirche gegenüber, wo ziemlich ärmliche Häuser stehen, ist das frühere Judenviertel. – Beim ehemaligen Schloßthor steht ein altes Holzhaus mit der Jahreszahl 1563, verschiedene hübsche steinerne Eingänge und Fenster aus dem vorigen Jahrhundert zeigen, daß das Steinhauergewerbe lange schon in Neckarsulm auf der Höhe steht. Das alterthümliche Gasthaus zur Sonne mit Erker an der Hauptstraße ist nach der Tradition das Haus, in welchem Jäcklein Rohrbach gefangen genommen wurde. – Das Hochgericht stand ehemals an der jetzigen Neuenstädter Straße, rechts, im Hängelbach. – Der Platz, wo die „Elmbaeume“ (Ulmen) standen, die in der Urkunde von 1212 erwähnt werden, läßt sich nicht mehr bestimmen.

Die Stadt ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen: eine größere Wasserleitung mit eisernen Röhren sorgt für den Bedarf; es sind im ganzen 8 laufende und 8 Pumpbrunnen vorhanden. Von den ersteren ist besonders zu erwähnen der neben dem Rathhaus stehende große steinerne Brunnen. Auf der Steineinfassung des Bassins befindet sich nach vorn das Ordenskreuz; die steinerne Brunnensäule mit 4 Röhren trägt ein jonisches Kapitäl mit hübschem Renaissance-Flachornament und Aufsatz mit der Jahreszahl 1538 und renovirt 1880.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)