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Ziegen und Geflügel werden ziemlich viel gehalten; die Bienenzucht ist im Abnehmen begriffen.

Das Fischrecht auf dem Neckar gehört dem Staat und ist um eine unbedeutende Summe verpachet; man fangt fast nur Barben und Weißfische.

Von den weiteren Anstalten, die in der Stadt bestehen, nennen wir: eine gewerbliche Fortbildungsschule, eine Industrieschule, eine Feuerwehr, 3 Gesangvereine, die „Weingärtnergesellschaft“ (s. o. S. 142). Eine öffentliche städtische Stiftung besteht nicht; doch hat die Gemeinde Antheil an der Gundelsheimer Hospitalstiftung (s. Gundelsheim).

Die Märkte der Stadt sind nicht von Bedeutung; sie finden statt am 29. und 30. März und am 15. November.


Kirchliches s. u. S. 266 ff.

Alterthümer: Von der gänzlich abgegangenen Burg Scheuerberg ist oben die Rede gewesen. Nach der Sage jagte Karl der Große in dieser Gegend. Von römischen Straßen oder Niederlassungen fand sich bis jetzt auf Neckarsulmer Markung nichts, dagegen wurden bei Gelegenheit des Eisenbahnbaues in den „Fahräckern“ 15 germanische Gräber aufgedeckt. Funde: kein Erz, aber eine mächtige steinerne Streitaxt (61/2″ lang, 2″ breit, 12‴ dick) und große Massen alter Gefässe. Einige der Grabstätten waren mit Steinplatten überdeckt. Die Kohlen- und Aschenlagen der Grabhügel waren zum Theil sehr ausgedehnt. Ebenso haben sich beim Abheben des zwischen Bahnhof und Neckar befindlichen Hügels einige germanische Grabstätten erkennen lassen; Funde unbedeutend, Kohlen- und Aschenlage, Knochen, Gefäßstücke und Stücke rohgeformter Aschenkrüge. Auch beim Abheben des Bodens am Bahnhof fand sich ein germanisches Grab; Funde: rohe thönerne Gefäßstücke, thönerne Spinnwirtel. Nahe der Markungsgrenze gegen Heilbronn deckte man bei dem Eisenbahnbau große Lager von Thier- (Pferds-) Knochen auf, viele hundert Centner betragend.

Flurnamen, die alterthümliche Bedeutung haben möchten: Gottesäcker, Eselspfad, Steinacher Flur, Scheuerberg.

Parzellen: Hängelbachmühle, früher Gipsmühle, unterhalb der Stadt am Einfluß des Hängelbachs in die Sulm; Reisachmühle, südöstl. von der Stadt, oberhalb an der Sulm.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)