Seite:OANeckarsulm0286.jpg

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Die einzige Hauptstraße ist die durch den Ort führende Vizinalstraße von Weinsberg–Erlenbach nach Neckarsulm. Ein weiterer Weg führt neben dem Rathhaus südlich über eine 1880 neu erbaute eiserne Brücke über die Sulm. Außerdem sind zwei steinerne Brückchen, sowie 4 Stege über die Sulm und das Abwasser derselben geführt. Die Gemeinde unterhält sie mit Ausnahme derer, welche einzelne Wiesenbesitzer zu unterhalten haben.

Die Erwerbsmittel der Einwohner bestehen in Feld- und Weinbau, nebst Viehzucht. Eine Mahlmühle ist vorhanden am Ende des unteren Dorfs mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang; mit derselben ist eine Obstmahlmühle verbunden. Eine Schildwirthschaft, 2 Krämer befinden sich im Ort.

Die Vermögensverhältnisse sind im Vergleich mit den Nachbarorten mittelmäßig. Eine ziemliche Zahl der Einwohner ist auf den Erwerb in den Steinbrüchen und in den benachbarten Fabriken angewiesen. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt 40 Morgen, der des Mittelmanns 10 Morgen, der der ärmeren Klasse 1/4 Morgen. Dazu kommt Waldantheil mit 5, 3 und 3/4 Morgen. – Die Einwohner sind gesund und kräftig; über 80 Jahre 4 Personen.

Die Gemeindemarkung, schmal und lang sich erstreckend, ist eingeklemmt zwischen die Erlenbacher und Neckarsulmer Markung; die Grenze gegen Südost, Erlenbach zu, zieht gleich am Ende des Orts. Während der westliche Theil der Markung hügeliges Land und das Thälchen der Sulm enthält, umfaßt der östliche die bedeutenderen Höhen der Ausläufer der Löwensteiner Berge. – Der Boden, meist Lehmboden, ist zum größeren Theil fruchtbar; weniger ergiebig sind die im J. 1854/55 neu ausgesteckten Waldrücken. Ein Steinbruch, in dem Sandstein gebrochen wird, ist zwar vorhanden, aber von keiner Bedeutung. Ebenso gibt es eine Lehmgrube. Aus Mergelgruben im Sommerberg wird Kiesmergel in die Weinberge getragen.

Das Klima ist im allgemeinen mild, abgesehen von den jeweiligen Frühlingsfrösten. Von heftigen Winden ist die Gegend verschont; starke Stürme, wie die vom 5. August 1816 und 1. Juni 1877, sind vereinzelt. Hagelschlag ist selten.

Im landwirthschaftlichen Betrieb herrscht großer Fleiß; besonders wird auf Futtergewinnung Werth gelegt. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 1600 M., der mittlere 1200 M., der niederste 400 M. Verkauft können jährlich werden

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)