Seite:OANeckarsulm0301.jpg

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Am nordwestlichen Ende des Orts steht die Pfarrkirche, wahrscheinlich 1514 angefangen zu bauen; sie hat zuletzt im Jahr 1844 Reparaturen erfahren. Sie erhebt sich auf dem einst festen von einer Mauer (seit 1839) umschlossenen Gottesacker mit schönem eisernem Thor (seit 1844); das jetzt daran vermauerte Festthor vom Jahr 1613. Gerade vor dem Eingang zum Kirchhof liegt ein großes Gewölbe, in welchem der für heilkräftig geltende Kirchbronnen quillt. Die einschiffige Kirche aus Stein aufgeführt hat 4eckige Hauptfenster und 3 Eingänge im Westen, Norden und Süden. In der Mitte des Schiffs tragen 3 Holzsäulen die flache, weißgetünchte Decke. Über dem nördlichen Portal befindet sich außen das württembergische Herzogswappen, darüber eine Tafel mit der Inschrift: „Als man zalt 1578 hat der ersam M. Clement Vock dise Kircha gemacht. Got verlei im frit und ruh, die seligkeit darzu.“ Dabei auf einem Schildchen C-V und das Meisterzeichen des Clement Vock. Das westliche Portal mit gothischem Astwerk zeigt ebenfalls das württembergische Herzogswappen rechts, links einen Schlüssel, dabei die Zahl 1514. Im Innern des Schiffs läuft um die westliche und nördliche Seite eine hölzerne Empore, deren Brüstung durch kannelirte vergoldete Pilasterchen mit schwarzem Sockel in Felder getheilt ist, in denen Bilder mit Darstellungen aus dem alten und neuen Testament hängen. – Die Orgel auf der Empore, in deren nordöstlicher Ecke, ist in gutem Zustand und enthält 14 Register. Im Jahr 1762 von J. G. Prüß, Hoforgelmacher von Hohenlohe-Neuenstein neu hergestellt, wurde sie 1843 reparirt und zu den jetztigen 14 Registern erweitert von Orgelbauer Laukuff in Pfedelbach. Die Orgel zeigt vorn das aus Holz gemachte bemalte württembergische Herzogswappen. Die hölzerne Kanzel befindet sich an der Südwand. Vom Schiff führt ein breiter runder Bogen durch die Thurmmauer in den östlich befindlichen auf der Ebene des Schiffs stehenden Chor, welcher sich im unteren Geschoß des Kirchthurms befindet. Es ist dies ein alter echtromanischer Ostthurm, gegen Morgen noch mit den ursprünglichen schlanken tiefeingeschrägten Rundbogenfenstern, gegen Süden mit einem großen spätgothischen Maßwerkfenster, schön gefüllt und mit kraftvollem Stabwerk. Innen erhielt sich das alte steinerne Tonnengewölbe, das auf einem an der Nord- und Südwand diamantirten Kämpfergesims aufruht. Unter der Tünche dieses Tonnengewölbes mögen noch Malereien verborgen sein.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)