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Alterthümer: Eine Römerstraße ist zu erkennen in der heute von Neuenstadt über den Kocher im Nordwesten an Bürg vorbeiführenden Straße nach Züttlingen. Dieselbe führt etwas östlich vom Hösselinshof über die Flur „auf der Höhe“, weiter durch den Hardthäuser Wald und kreuzt die zwischen Kocher und Jagst laufende Hohestraße beim trüben Brunnen. Bürg selber bildete eine römische Niederlassung, deren Spuren in dem westlich vom Ort, nördlich vom Kocherthal an der Grenze der Markung Kocherthürn, im „Mäurich,“ zu erkennen sind. Gefunden wurden dort Ziegel, Heizungsröhren, Reste von Grundmauern, in einem Steinbruch in der Nähe des Mäurich eine vollständig erhaltene römische Amphora. Vielleicht stand auch auf der Stelle des jetzigen Schlosses ein röm. Kastell. Über die früher apud Du Bernolphum a Gemminga in Bürg aufgestellte Statue, die wahrscheinlich in der Nähe von Bürg gefunden worden war, jetzt aber gänzlich verschwunden ist, s. o. S. 233 f. Es stand hier wohl auch eine Statue des Kaisers Caracalla. (Vgl. Jäger, Württ. Jahrb. 5, 192.) Flurnamen von Bedeutung: Burg und Burgwiese (Weinberge hinter dem Schloß), Mäurich, Mauerweinberg. Im Osterbach (Waldtheil) stand einst ein Klösterlein (s. u.)

Auf der Höhe nördlich vom Ort sowie aus den Fenstern des Schlosses und Pfarrhauses genießt man eine schöne Aussicht von den Waldenburger Bergen bis zum Scheuerberg, über das Thal und die Hochebene.

Bürg (ursprünglich Dativform von burc; Burg, ze, in der bürge) ist die alte Burg Gosheim = Gochsen, welche – mit der Chronik Reinhards von Gemmingen 1631[1] zu reden – „nachdem dieses Schloß ganz Gemmingisch worden, endlich den Namen Goßhaim gar verloren hat und heutigs Tags Bürg allein genannt wird; dieweil aber der darzu gehörige Ackerbau einem von Adel gar zu groß und schwer, so haben die von Gemmingen successive erstlich Hofleut angenommen und in den Vorhof gesetzet, endlich nach und nach denselben und nächst angelegene Gärten verbauen lassen und ein Dörflein daraus gebauet.“

Edle, welche von der schon 1420 als „die alte Veste“ bezeichneten Burg Gosheim sich nannten, werden seit 1253, vielleicht


  1. Jäger, die Entstehung des Dorfes Bürg. Württ. Jahrbücher 1823. I. S. 192 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0317.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)