Seite:OANeckarsulm0334.jpg

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mündet ein auf die von Oedheim nach Neuenstadt führende Straße. Über den östlichen mit Bäumen hübsch bewachsenen Abhang führt auf ungefähr 120 Stufen ein Fußpfad hinab auf die Wiesen des Kochers und von da weiter zur Kocherbrücke von Kocherthürn. Im östlichen Theil des Dorfs auf einer Terrasse unmittelbar am Rande des Abhangs steht auf dem alten, jetzt verlassenen Friedhof die dem h. Pankratius gewidmete Kirche. Sie ist außen weiß verputzt und zeigt auf dem Fries über dem einzigen geradlinigen Portal im Westen die Jahreszahl 1723, sowie das von Speth-Schülzburgische Wappen mit Deutschordenskreuz (Georg Adolf v. Speth-Schülzburg, Kommenthur zu Horneck 1706). In dem abgebrochenen Schnörkelgiebel darüber erscheint das Hornstein’sche Wappen mit dem D.O.Kreuz (Karl Heinrich Freiherr von Hornstein, Komnmenthur zu Horneck um 1720). Das von hohen rundbogigen Fenstern an den Langseiten erhellte Schiff enthält die 2 Nebenaltäre und ist bläulich angestrichen mit weißen Ornamenten; die Decke leicht gewölbt. Ein runder Bogen führt zu dem östlich anstoßenden im halben Sechseck schließenden Chor mit dem Hauptaltar. Südlich ist die Sakristei, nördlich der in 3 Stockwerken sich erhebende Thurm; die 2 unteren sind viereckig, das oberste achteckig mit schiefergedeckter Kuppel. Von den 3 Glocken auf demselben hat eine keine Inschrift, eine zweite die Jahreszahl 1568, die dritte, größte: „Gegossen von Adam Bachert in Kochendorf 1838 für die Gemeinde Degmarn. Schultheiß Joseph Vogt.“

An der östlichen Seite der Sakristei stehen die Grabsteine des am 12. Dez. 1847 gestorbenen Pfarrers hier, Joseph Erhardt Stetter und der Frau Maria Schott, geb. Schiemer, † 1831. Sonst finden sich nur noch wenige Grabstätten auf dem alten Friedhof, über dessen Mauer hinaus nach Osten sich eine hübsche Aussicht eröffnet hinunter ins Thal, nach Stein, Kocherthürn, Neuenstadt, weiter auf die gegenüberliegenden Hügel und den Mainhardter Wald.

Das in unmittelbarer Nähe der Kirche befindliche zweistockige Pfarrhaus, nach der Jahreszahl über der Thüre 1764 erbaut und 1877 renovirt, zeigt über einem abgebrochenen Schnörkelgiebel 2 Deutschordenswappen unter siebenzackiger Krone, nemlich das von Eyb’sche (3 Muscheln, auf dem Helm ein wachsender Pfau – Friedr. Karl von Eyb, Landkommenthur zu Horneck † 1778) und das von Eltz’sche (oben Löwe, unten leer – Karl Friedr. v. Eltz, Komthur zu Heilbronn 1773).

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0334.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)