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Das Pfarrhaus, als solches seit 1792 mit der Selbständigmachung der bis dahin von Oedheim versehenen Pfarrei eingerichtet, war früher Schulhaus. Dieses hinwiederum befindet sich in dem früheren Rathhaus und enthält (1877 renovirt) im unteren Stock ein Lehrzimmer, oben die Lehrerwohnung. Das jetzige zweistockige Rathhaus wurde 1842 neu erbaut; auch besitzt die Gemeinde eine Kelter mit Mahlmaschine und 2 Pressen, ein Armenhaus und ein Backhaus. Der jetzige Begräbnisplatz liegt südwestlich wenige Minuten von dem Ort entfernt. Die Stiftungspflege hat die Kirche und das Pfarrhaus zu unterhalten. – Im Winter findet Industrieschule statt.

Die Quellen, an denen die Markung in den „Halden“ reich ist, liefern dem Ort sehr gutes Trinkwasser in 13 Brunnen, 2 laufenden und 11 Pumpbrunnen. Das Abwasser fließt in plätscherndem Bache ins Wiesenthal hinab zum Kocher. Sonst berührt der Kocher im Osten und Nordosten die Markung, welche in kleiner Ausdehnung, im ganzen nur 1146 Morgen, einen Theil der Hochebene südlich vom Kocher, sowie das Thal dieses Flusses umfaßt. Der Boden ist durchaus tiefgründiger Lehm- und Sandboden, zum Theil etwas steinig. Bei mildem Wetter gedeihen alle Früchte sehr gut; Gewitter sind häufig, aber Hagelschlag selten. Außer Lehm- und Sandgruben besteht auch ein kleinerer Kalksteinbruch.

Die Einwohner leben von Feldbau und Viehzucht. Der Grundbesitz des vermöglichsten Bürgers beträgt 95 Hektar, der des Mittelmanns 50, der der ärmeren Klasse 4 Hektar. Handwerker sind außer den allernöthigsten nicht vorhanden; 3 Krämer sind im Ort. Es existirt ein Geschäft mit Hopfen, Obst und andern Landesprodukten; manche betreiben das Flechten von Weidenkörben, die zum Theil nach außen abgesetzt werden.

Die Landwirthschaft befindet sich in sehr gutem Zustand. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich zwischen 1200 und 200 Mark. Von den gebauten Halmfrüchten kommen im ganzen jährlich ca. 750 Scheffel nach außen zum Verkauf.

Die Wiesen, von denen ein Morgen 800 bis 200 Mark kostet, liefern meist gutes, zu einem Theil saures Futter; ca. 6 Morgen können bewässert werden.

Der Weinbau ist ganz unbedeutend (s. oben S. 146). Dagegen ist die Obstzucht auf den Gemeindeallmanden und auf Privatgüterstücken im Zunehmen begriffen. Es ist eine Gemeindebaumschule

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0335.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)