Seite:OANeckarsulm0340.jpg

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Vorderseite des heutigen neuen Hauptgebäudes ist ein von dem früheren Gebäude stammender Stein eingesetzt, 2 Wappen enthaltend, links ein Schild mit breitem Querbalken (Capler v. Oedheim?), rechts ein solcher mit dem 5speichigen Wormser Rad, darunter ein Steinmetzzeichen. Die Südseite dieses Hauses zeigt noch 2 schmale, spitzbogige Fensteröffnungen. – Auch das an dem freien Platz vor dem Rathhaus stehende Haus des Schultheißen, das neuerdings umgebaut worden ist, soll ein früheres herrschaftliches Haus gewesen sein. (Freiherr v. Stüplin?) – An einer Scheuer an der Hauptstraße befindet sich ein quadrirtes Deutschordenswappen eingemauert, das in 2 und 3 je 4 Eisenhüte zeigt, (Wappen des Deutschmeisters Walther von Kronberg, 1526–43); ein anderes, nicht mehr erkennbar, mit der Zahl 1539 ist jenem gegenüber in eine Gartenmauer eingemauert. Von der Umschrift erscheint noch: Wolff von Assen? (Allen?)-heim ....

Einen Kilometer vom Dorf entfernt, südwestlich gegen die Jagst, steht die kleine Kreuzkapelle mit kleinem gothischem Chor; sie enthält 2 Altarbilder mit den Jahrszahlen 1685 und 1793. An dem Wege zu derselben steht auf einem Sockel ein über einen Meter hoher viereckiger Stein mit Weinbergshippe und Schäferstab, oben ein leeres Heiligenhäuschen: angeblich ein Sühnestein für einen dort vorgefallenen Mord, an welchem ein Schäfer und ein Weingärtner betheiligt gewesen seien.

Das etwas kalkhaltige Wasser im Ort wird aus 3 Quellen in eisernen Teucheln den 3 laufenden Brunnen des Orts zugeleitet. Einer dieser Brunnen mit steinernem Bassin steht auf dem freien Platz vor dem Rathhaus; die steinerne Brunnensäule mit 4 Röhren zeigt das DO. Kreuz mit der Zahl 1688. Im Ort befindet sich auch ein Feuersee, der abgelassen werden kann. Die Jagst berührt die Markung und begrenzt sie zum Theil im Osten.

Die nicht sehr ausgedehnte Markung, das sanftwellige Terrain der krummen Ebene enthaltend, das nach Südosten zur Jagst abfällt, enthält einen fruchtbaren, tiefgründigen Lehmboden, zum Theil mit Sand vermischt. Es finden sich auf ihr 2 Sandgruben und 2 Steinbrüche, welche letztere indessen nur Kalksteine liefern. Das Klima ist im Allgemeinen mild, die Nächte warm; Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen öfters vor, auch starke Winde wehen oft; doch ist Hagelschlag selten, auch Gewitter sind nicht besonders zahlreich.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0340.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)