Seite:OANeckarsulm0373.jpg

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Markungsgrenze; der Lohgraben kommt von Bachenauer und Obergriesheimer Markung, den Obergriesheimer Berg im Bogen umfließend, und mündet nicht weit oberhalb der Stadt, wird also von Straße und Eisenbahn überschritten. Derselbe verlor sich 1865 in einer Felsenspalte am Obergriesheimer Berg, läuft aber seit 1875 wieder. Der Anbach läuft von Norden her durch Böttinger und Gundelsheimer Gemeindewald, fließt dann, sich westlich wendend, durch die tiefe Schlucht zwischen Horneck und Michelsberg, die sog. Schindersklinge, und mündet gleich unterhalb der Stadt in den Neckar; er wird oft sehr reißend.

Verkehrswege sind folgende zu nennen: Die Poststraße von Jagstfeld nach Neckarelz, 1827 gebaut, führt durch den westlichen Theil der Stadt; Vizinalstraßen führen nach Obergriesheim, Bachenau, nach Tiefenbach und Hohschön; auf den Dornbacher Hof führt ein planirter Waldweg, nach Duttenberg ein mangelhaftes Sträßchen, die alte Hauptstraße von Gundelsheim nach Neckarsulm.

Eine Fähre vermittelt den Verkehr über den Neckar nach Neckarmühlbach. Die seit 1879 mit einer Station in G. eröffnete untere Neckarbahn führt durch die Markung zwischen Staatsstraße und Neckar, überschreitet die Straße unter Horneck und durchsticht den westlich vorspringenden Michelsberg in einem 768 m langen Tunnel, erbaut v. 21. Jan. 1878 bis 2. Mai 1879 aus rothem Sandstein. Über den Lohgraben führt eine steinerne, über den Anbach eine hölzerne Brücke; erstere gehört zur Staatsstraße und wird vom Staat unterhalten. Die Unterhaltung zweier weiterer kleinerer Brückchen über den Lohgraben auf Feldwegen hat die Gemeinde. Zwei steinerne Brückchen des Leinpfades über Anbach und Lohgraben unterhält der Staat. Das Pflastergeld, früher um 99 M. verpachtet, ist seit 1879 aufgehoben.

Die Haupterwerbsmittel der Einwohner, von denen zur Zeit 8 Personen über 80 Jahre zählen, bestehen in Feldbau, Weinbau und Gewerbebetrieb. Von Handwerken sind die der Metzger und Bäcker am stärksten vertreten; Schuhmacher, Weißputzer und Schlosser arbeiten auch nach außen. Vier Kaufleute sind im Ort, 15 Schildwirthschaften, eine mit Brauerei, eine größere Brauerei, die „Schloßbrauerei“ von Würth, ist auf Horneck. Außerdem besteht eine Tabakfabrik, 3 kleine Cigarrenfabriken, eine Ziegelei und eine Pottaschensiederei; am Neckar eine Mahlmühle mit einem Gerb- und 3 Mahlgängen sowie eine Sägmühle. Gundelsheim

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0373.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)