Seite:OANeckarsulm0384.jpg

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Am Ende der Brücke stehen auf Pfeilern 2 geharnischte Frauengestalten aus Stein (diese, wie die schon erwähnten Rittergestalten im Stil der späteren Renaissance) die eine mit Urne, die andere mit Säule.

Nun schließen sich rechts und links Mauern an, durch welche Thüren in den rings um das Schloß in einer Breite von 12 bis 14 Fuß laufenden Zwinger führen. Das rundbogige Hauptportal ist in Rustica gehalten; über dem Gesimse ist das frühere kolossale Deutschmeisterwappen von Stein, von 2 noch vorhandenen Löwen als Schildhaltern gehalten, ausgebrochen. Unten am Schlußstein steht 1777. (Es befindet sich jetzt in einem Raume im westlichen Theil des Schlosses, neben dem Saal mit den Rittergrabsteinen). Von hier gelangen wir in den westlichen gepflasterten Hof des mit mächtigen Mauern (im östlichen Theil 2,3 m stark) massiv gebauten dreigeschossigen Schloßgebäudes. Dieses selbst bildet ein unregelmäßiges, länglich gestrecktes Siebeneck, von Westen nach Osten 300 w. Fuß lang und 100 breit. Der vordere (westliche) Schloßhof, ungefähr 100 Fuß lang und 50 breit, steht mit dem östlichen, etwa halb so großen, ebenfalls gepflasterten Hof durch einen Durchgang neben dem Thurm in Verbindung. – Gegenüber dem Haupteingang, durch welchen wir in den vorderen Hof getreten sind, nach Norden, führt ein Bogen zur Treppe und zum Hauptaufgang in den ersten Stock; über dem Eingang ist das von 2 Löwen gehaltene Wappen abgeschlagen; dabei die Jahrszahl 1533 (Datum der Wiederherstellung des Schlosses nach der Zerstörung von 1525). Weiter nach Westen sind im Erdgeschoß dieses Flügels gewölbte Räume, zu Ställen etc. dienend. Daneben ein laufender steinerner Brunnen, auf der Säule die abgeschlagenen Füße eines Ritters und die Jahrszahl 1545. (Durch moderne Leitung ist das Wasser auch in den ersten Stock des Schlosses geführt). Daneben ist der Eingang in den Keller, über diesem das Busecksche Wappen. Die Kellerräume sind sehr bedeutend; außer den alten ist von dem gegenwärtigen Besitzer ein für die Zwecke der Brauerei nöthiger Felsenkeller angelegt, der in einer Länge von ca. 140 m durch den ganzen Berg unter dem Schloß durch bis zu der im Norden des Bergs ziehenden Klinge gegraben worden ist. In der südwestlichen Ecke des vorderen Hofs führen Stufen zu dem runden Wendeltreppenthurm, durch den man zu dem im 2. Stock gelegenen sog. Fürstensaal aufsteigt. Über dem spätgothischen Portal (mit umgekehrten, sich schneidenden Bogenschenkeln) ein

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0384.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)