Seite:OANeckarsulm0387.jpg

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In einem anstoßenden Raum befindet sich außer dem oben erwähnten steinernen Kolossalwappen, das früher über dem Hauptportal war (kreisförmig, 1,15 m im Durchmesser haltend) ein alter interessanter Grabstein, 1,45 m hoch und 0,97 breit, mit dem wohlerhaltenen Horneckschen Wappen (Haftenkreuz) und einer verstümmelten (z. Th. griechischen) Umschrift in Majuskeln: [Anno d]omini MCCCV die dyonisii epc (episcopi) o (obiit) ....... castrum dedit ordini. Es ist dies der Grabstein Werners von Horneck, s. unten: „Beschreibung eines Bildes etc.“

Von der Wendeltreppe in der südwestlichen Ecke des Hofs gelangt man 8 Stufen hinabsteigend in kasemattenähnliche Räume, die alten Verließe und Gefängnisse. Eiserne Ringe sind in den Wänden befestigt, die zahlreiche eingeritzte Inschriften von Gefangenen erkennen lassen, (z. B. Andonio von Padua. 1620 am Christaben an St. Adam und Eva Tag).

Auch in einem der Rundthürme gegen Südwesten, in welchem innen ein Loch hinabgeht, mag ein Verließ gewesen sein.

Ersteigen wir bei dem Eingang mit der Zahl 1533 vom vorderen Hof aus die Treppe, so gelangen wir in den ersten Stock (15 Fuß Stockhöhe), der 18 Zimmer etc. enthält, sowie den über der Schloßkapelle mit den Grabsteinen befindlichen Betsaal, (auch durch die Wendeltreppe zugänglich). Derselbe ist seit 1851 von dem früheren Besitzer Sandel für den evangelischen Gottesdienst, der abwechslungsweise von den Pfarrern von Mühlbach, Haßmersheim und Neckarsulm besorgt wird, in seiner jetzigen Gestalt durch einen Durchzug durch die ursprüngliche Kapelle hergestellt und beruht auf freiwilliger Einräumung des jeweiligen Besitzers. Die Wände zeigen Pilaster und die Decke Stukkaturornamente im Barokstil. An der Decke befindet sich ein großes bemaltes Hochmeisterwappen (Maximilian Franz 1780–1801). Eines der nach Westen gehenden Zimmer dieses Stocks enthält noch alterthümliche Stofftapeten, aus dem Anfang dieses Jahrhunderts oder dem Ende des vorigen stammend. Im 2. Stock befinden sich 21 Zimmer etc., sowie der auch durch die Wendeltreppe zugängliche sog. Fürstensaal, im Rococostil mit französischen Kaminen, an den Wänden jonische Pilaster, an der Decke 4 Gemälde, die 4 Jahreszeiten darstellend, das mittlere ruinirt. Der Saal ist quadratisch und hat eine Höhe von 22 Fuß.

Die Kapelle war früher geschmückt mit den jetzt verschwundenen Wappen der in der Kommende Horneck zu Rittern

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0387.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)