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zur Abteufung des zweiten Schachtes gedient hatten, werden jetzt als Zimmerwerkstätte, Schnittwaaren-, Eisen- und Kohlenmagazin benützt. Auf jedes der beiden eisernen Fördergestelle werden zwei Grubenhunde mit je 15 Ctr. Inhalt gestellt; Fangvorrichtungen sollen Schutz bei Brüchen des Drahtseiles gewähren. Mit 1 Ctr. Steinkohlen werden gegenwärtig 210 Ctr. Steinsalz gefördert.

Die Scheidebühne vor dem Schachthaus ist 43 m lang, 15 m breit; das ausgeschiedene unreine Salz wird in den Auflösungsraum über Tag geführt, wohin auch das aus der Grube geförderte unreine Salz kommt, da die Soolengewinnung aus dem Schacht fast ganz aufgehört hat. An den Auflösungskasten schließen sich die beiden Soolenreservoirs von je 237 qm Fläche und 2,8 m Tiefe an, von denen aus die Soolenleitung nach der Saline führt. Zum Transport des reinen, verkäuflichen Steinsalzes vom Scheidschuppen bis zur Salzmühle und zum Quai am Salinenkanal dient die Pferdeeisenbahn, welche eine Länge von 1168 m und 8,5 m Gefäll hat, so daß die mit 40 Ctr. Salz gefüllten Wagen von selbst zur Mühle laufen und nur die leeren Wagen durch ein Pferd hinauf gezogen werden müssen.

Die Steinsalzmühle, zugleich Salzmagazin, enthält 6 gewöhnliche Mahlgänge und eine Schleudermühle, welche durch 2 Turbinen getrieben werden, außerdem 2 Quetschwalzwerke, von denen ab ein Paternosterwerk (Elevator) die zermalmten Stücke zu den Trichtern der Mahlgänge hebt. Mittelst dieser Mühlvorrichtungen, zu welchen der Salinekanal die nöthige Wasserkraft bietet, werden täglich 4–5000 Ctr. Steinsalz gemahlen. In den 3stockigen Lagerräumen für das verpackte Steinsalz können gegen 30.000 Ctr. magazinirt werden. Das Verladen der Fässer und Säcke am Quai geschieht auf 2 Ladstätten mit Bremswerken, während das lose Steinsalz unmittelbar aus den Pferdebahnwagen in die Schiffe verstürzt wird.

Das Siedwerk in Friedrichshall mit den 4 Siedhäusern Nr. II, III, IV und V kann nunmehr jährlich 270.000 Ctr. Kochsalz produziren, wozu die volllöthige Soole mit 27 % Salzgehalt theils von den Bohrlöchern auf der Markung Offenau theils durch Auflösen des unreinen Steinsalzes gewonnen wird. Sämmtliche Soolenleitungen von den Bohrlöchern und vom Schacht sind nun durchaus von Gußeisen, diejenige von den Clemenshaller Bohrlöchern hat eine Länge von 2680 m. Die

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0428.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)