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im Ort zahlt der Gemeinde jährlich 600 M.; die Pferchnutzung trägt jährlich 250–280 M.

Aus Grundstücken löst die Gemeinde jährlich 466 M.

Es ist nur eine kleine Stiftung im Betrag von 33 M. vorhanden, deren Zinsen an Ortsarme vertheilt werden. Außerdem hat Jagstfeld Theil an der Gundelsheimer Hospitalstiftung.

Alterthümer. Eine Römerstraße führte von Wimpfen kommend auf die Höhe zwischen Kocher und Jagst an den Grenzwall nach Jagsthausen; sie führt als „Hohestraße“ auf der Wasserscheide zwischen den genannten Flüssen in nordwestlicher Richtung, als Vizinalstraße nach Heuchlingen-Kresbach. Eine schöne, weite Aussicht genießt man von ihr aus auf den Odenwald, gegen Waldenburg, ins Neckarthal, zur Solitude und Alb. Siehe „Naturschönheiten.“

Unweit der Stelle, wo von dieser Straße der Weg nach Hagenbach ablenkt, sind in den Feldern Spuren einer römischen Niederlassung oder Station gefunden worden. Funde: Mauerwerk, römische Ziegel, Stücke von großen Amphoren und kleineren Gefässen. Weitere Funde machte man in einem Einschnitt der Eisenbahn südlich vom Kirchhof, bestehend in einer Queraxt, eisernen Werkzeugen und Stücken, einem spiralförmig gewundenen Bronzering u. a.

Grabhügel finden sich im Wald hinter Friedrichshall; da der Wald gelichtet worden ist, läßt sich die Gruppe der drei Hügel besser überschauen. Im Jahr 1867 stieß man beim Sandgraben im Kocherwald „auf dem Seeweg“ (auch Königsweg) auf einen Grabhügel. Funde: viereckige Steine herum gestellt, Asche, Reste von Gebeinen, in den Ecken schlecht gebrannte, thönerne Töpfe, ähnlich den in Neckarsulm gefundenen, und Bronzeringe. Ein zweiter dieser Hügel wurde im J. 1873 angegraben. Beim Eisenbahnbau wurde durch den Einschnitt östlich von Jagstfeld in den „Steinhecken“ eine Anzahl von Reihengräbern aus der fränkischen Periode aufgedeckt. Sie waren ähnlich den bei Gundelsheim gefundenen, doch zeigte sich die Ausmauerung mangelhaft. Funde: theils mehr, theils weniger gut erhaltene menschliche Gerippe und verschiedene eiserne Waffenstücke, darunter ein 2 Fuß langes Messer. Weitere verrostete dolchartige Messer wurden auch ausgegraben im sog. Büchleswald gegen Heuchlingen (unbekannten Ursprungs).

Flurnamen: Reiterweg, Steinhecken, Schelmenhecken.


Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0432.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)