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er ein gut Gesell, so sollt er zu uns kommen und uns selbst ansprechen, wollten wir ihm gute Antwort geben – und zogen also ihres Pfades. Den andern Tag kam derselbige gut Gesell gen J. und war der alt Thalacker (von Massenbach) selbigenmals des Herzogen von Würtemberg Feind: die Brüder sollten ihm mit 3 Pferden dienen; da gab Philipp dem Götz einen Gaul und bracht’ er sonst auch noch zween Knecht auf, und dient ihm eine Reis’“, d. h. er begann nun jene Expeditionen und setzte sie von Jagsthausen aus fort (vgl. die Selbstbiogr. Ausg. des Grafen F. v. Berlichingen S. 39. 42. 57. 77.), die ihm schon vor seinem Antheil am Bauernkrieg die Reichsacht, Gefangenschaft in Heilbronn und andere Unlust eingetragen haben. Von Jagsthausen aus zog er aber auch 1504 in den bairischen Krieg, während dessen ihm vor Landshut, als die Nürnberger in die Reihen der eigenen Verbündeten schoßen, die rechte Hand zerschmettert wurde, deren eisernen Ersatz man uns heute noch im alten Schloß Jagsthausen zeigt. Übrigens fiel bei einer Theilung zwischen den Brüdern Hans Wolf und Götz im J. 1520 letzterem nicht Jagsthausen, sondern Rossach zu, nachdem derselbe schon 1517 von Konrad Schott das Schloß Hornberg am Neckar gekauft hatte, wo er, mit Ausnahme der kurzen Zeit, da er Amtmann in Möckmühl war, 1519, und der 3jährigen Haft in Heilbronn, bis an sein spätes Lebensende 1562 seinen ständigen Wohnsitz nahm. Dem Neffen des berühmten Mannes, dem blinden Thomas v. Berlichingen, der ein Schwager des eifrig protestantischen Wolf v. Hardheim (bei Wertheim) war, verdankt Jagsthausen die Kirchenreformation, die übrigens unter dem Einfluß des nahen Klosters Schönthal längere Zeit nicht recht sich einwurzeln wollte. Der Enkel des Ritters mit der eisernen Hand, Hans Reinhard, ein frommer gottseliger Herr, der gelehrte Leut liebet sehr, wie der Präzeptor von Möckmühl Jakob Frischlin ihm nachrühmt, war, wie sein Großvater, um 1590 eine Zeitlang Oberamtmann in dem genannten Städtchen, vertauschte diese Stelle aber bald wieder mit dem Stillleben im heimischen Jagsthausen und baute sich dort ein geräumiges Schloß, das sog. rothe Schloß, nach welchem sich später eine eigene Linie der Familie benannte (Berlichingen 651. 624). Das „neue Schloß“ baute 200 Jahre später, 1792, Joseph v. B., der nachmals in den Grafenstand erhobene Staatsrath, von dem gleichfalls zu rühmen ist, daß er den Umgang mit Gelehrten und eigene wissenschaftliche Thätigkeit liebte („Hermann und Dorothea von Goethe, ins Lateinische übersetzt von Jos. Grafen v. Berlichingen. Jagsthausen 1828“), der überhaupt die Zierde seines Geschlechts zu nennen ist (vgl. Berlichingen 634 ff.). Beiläufig mag erwähnt werden, daß in Graf Josephs Haus Christiane Hegel, die einzige Schwester des berühmten Philosophen, viele Jahre lang Erzieherin war (vgl. Rosenkranz, Hegels Leben 424 ff.) und daß der Satiriker Karl Julius Weber (geb. in Langenburg 1767, gest. 1832 in Kupferzell) 1804 bis 1809 bei seiner mit dem Berlichingenschen Amtmann Hammer verheirateten Schwester in Jagsthausen gelebt hat. Die in J. geborenen hervorragenden Glieder der Familie Berlichingen s. in den Regesten.


Kirchliches. Jagsthausen war ursprünglich Filial von Widdern, hatte aber schon im 14. Jahrhundert Pfarrei und

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0445.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)