Seite:OANeckarsulm0461.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von sonstigen Gebäuden erwähnen wir folgende: Das 1829 in Privatbesitz übergegangene Greckenschloß oder Bergschloß, ehemals und noch im Lagerbuch von 1700 „Zwingenberg“ genannt, steht ziemlich hoch über der Straße am westlichen Vorsprung des dem Kocher folgenden Höhenzugs. Der untere Theil, in dessen Hof ein Rundbogen von Norden führt, steht auf hoher Terrasse, die von starken Strebemauern aus Backsteinen gegen die Straße hin gestützt wird. Hinter und über diesem Gebäudecomplex erhebt sich das eigentliche Schloß, ein 2flügeliger Bau, dessen Flügel im rechten Winkel zusammentreffen. Die 2 Giebel, von denen der eine nach Süden, der andere nach Westen geht, sind geschweifte Renaissancegiebel; der westliche, hoch herabschauend, zeigt auf den Vorsprüngen neben den Voluten spitzige Steinpyramiden, während der andere einfacher gehalten ist. Einzelne Spuren lassen erkennen, daß das Schloß früher außen bemalt war (es ist im J. 1880 frisch verputzt worden). Neben dem Eingang erscheinen Ritterfiguren in schwarzen Conturen. Ein gepflasterter Weg führt hinauf und durch ein rundbogiges Thor, über welchem die Wappen von Greck und Gemmingen stehen (heutzutage sind hier 7 Stufen, während ursprünglich nur Fahrweg war), von Norden in den ebenfalls gepflasterten oberen Schloßhof. In diesem Hof war noch in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts ein laufender Brunnen; jetzt ist die Wasserleitung dazu abgegangen und es ist nur noch ein 75′ über dem Spiegel des Neckars liegender Pumpbrunnen vorhanden.

Über dem nach Norden führenden Portal neben dem Thurm im oberen Hof, geradlinig mit 2 Säulen, war eine jetzt nur noch bruchstückweise erhaltene Inschrift, die folgendermaßen lautet: „..... damit sich auch nicht lang bedacht | und in 2 Jarn zu End gebracht | Sein Hausfraw ist die tugendsam | Herkommens v. Gemminger Stamm | Den Gott all Wohlfahrt und Gedeih | Langs Leben gnediglich verleih.“ Im inneren Winkel der 2 Flügel enthält ein achteckiger Treppenthurm die steinerne Wendeltreppe, die von innen Zugang hat. Über einer Zimmerthür im unteren Geschoß steht bei der Inschrift „Der Herr bewahr dein Ausgang und Eingang von nun an biß in Ewigkeit“, die Jahreszahl 1602. Unter jedem der beiden Flügel ist ein großer Keller mit Tonnengewölbe, der größere in dem nach Westen gehenden Flügel; in ihm ist von einer Reparatur die Jahreszahl 1750 oben am Gewölbe. Gegen Osten trennt ein Graben das Schloß von dem Lindenberg, südöstlich schließt

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0461.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)