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gezecht, also Niemand habe wissen können, ob er sich selber in das Wasser gestürzt; oder wie er um das Leben gekommen – daß gleich andern Tags der Schultheiß zu Kocherthürn ein gute Anzahl Hackenschützen und andere bewehrte Personen v. K. und Dahenfeld zu sich genommen, den Backher wieder ausgraben, gen K. führen und allda auf den Kirchhof begraben habe lassen, offenbar der Meinung, dem Deutschorden eine Gerechtsame der fraischlichen und hohen Obrigkeit dadurch zu schöpfen und zu erzwingen gegen seine und seines Hauses 300jährige Rechte. Die Mergentheimer Regierung läßt in einer ganz kurzen Antwort die Protestation auf ihr selbst und ihrem öffentlichen Unwerth beruhen und kann die von Gemmingen angemaßte und berühmte Obrigkeit keineswegs ihm zugestehen. (Archiv Hornberg.)

1609 wird wegen streitiger Jurisdiktion und Jagdgerechtigkeit ein Vergleich geschlossen.

1736 läßt der Dalbergische Keller den auf Steiner Gebiet gelegenen Markwald niederhauen. Bald suchten auch die zu Thürn sich von der Gemeinschaft los zu machen und den Wald, aus dem sie gemeinsam mit denen zu Bürg ihr Brenn- und Bauholz bekommen hatten, an sich zu ziehen. Als Gemmingen dies nicht zugab und die Leute von Bürg beauftragte, ihr nöthiges Holz zu fällen, wurden sie am 6. Februar 1737 von den Thürnern mit Waffen überfallen und mußten weichen. Ein 1743 angestellter Vergleichsversuch mißlang.

1753 erlangte Gemmingen beim Reichskammergericht gegen Deutschorden ein Exekutionsmandat, worauf die von Bürg nach und nach wieder zu ihrem Rechte gelangten. (Stocker, Chronik der Familie von Gemmingen II, 2, S. 9.)

Kirchliches. Die Kirche hatte schon 1335 fünf geweihte Altäre (s. oben Neckarsulm S. 271) und war Mutterkirche für die Orte der oben geschilderten Markgenossenschaft; in Stein am Kocher war eine Kapelle und ein Benefiziat, in Bürg eine Kapelle und ein Benefizium zum hl. Kreuz. K. selbst hatte 4 kirchliche Benefizien: zur h. Margareta, zu unserer lieben Frau, zur h. Katharina und zum h. Nikolaus. (Vergl. Arch. d. hist. Ver. v. Unter-Franken 13, 131.) Aber schon im 16. Jahrhundert verloren diese ihre Häuser; nur für die Pfründe zu unserer lieben Frau wurde 1575 wieder ein Haus, westlich vom Pfarrhaus, um 127 Gulden erworben. Später wurde aber auch sie gleich dem Margareta- und dem Maria-Benefizium mit der Pfarrei vereinigt, die St. Nikolauspfründe dagegen, bestehend in 10 Morgen Acker und 23/4 Morgen Wiesen, dem Schulmeister zum Genuß eingeräumt.

Nach einem von 1730 bis 1750 vom Deutschorden gegen die Ortsherren von Bürg und Stein wegen der Baulast vergeblich geführten Prozeß baute ersterer eine neue Kirche, welche 1753 von dem Dekan Agricola in Oedheim eingesegnet, 1760 von dem

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0494.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)