Seite:OANeckarsulm0500.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Waldthal wird jetzt als Wiese benützt. Außer dem Steinbach, der, von Norden aus dem Hardthäuser Wald kommend, Ort und Markung berührt, wird letztere auch vom Buchsbach berührt, der theilweise im Westen die Grenze gegen die Gochsener Markung bildet.

Die ziemlich große Markung ist fast durchaus bergig, zu einem großen Theil mit Wald bedeckt. Der Boden ist ein fruchtbarer, meist tiefgründiger Lehmboden. Das Klima ist der hohen Lage entsprechend; Hagelschlag soll neuerdings häufiger vorkommen, als früher. Es bestehen 4 Steinbrüche auf der Markung, die Kalk- und Werksteine liefern; ferner eine Lehmgrube.

Die Erwerbsmittel des vom Verkehr ziemlich abgeschnittenen Orts bestehen in Feldbau, Viehzucht und Waldarbeit; ferner ist im Ort eine Ziegelei, 6 Schildwirthschaften, eine Brauerei mit Wirthschaft und 4 Krämer. Außerdem wird von einzelnen Korbflechterei und Besenbinderei betrieben. Die Vermögensverhältnisse sind bei den meisten mittelmäßig, es sind viele Holzhauer, die ihr hartes Auskommen haben. Der Grundbesitz des vermöglichsten Bürgers beträgt 30 ha, der des Mittelmanns 10 ha.

Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben. Ein Morgen Acker kostet zwischen 1200 und 600 M.

Wiesen sind wenig vorhanden, doch sind sie meist dreimähdig und ertragen gutes Futter; ein Morgen Wiese kostet zwischen 340 und 500 M. – Weinbau wird längst nicht mehr betrieben.

Obst geräth gut; die Gemeinde unterhält eine Baumschule.

Laubwald hat die Gemeinde 170 Morgen, welche jährlich ca. 120 Rm. Holz und ca. 3000 Wellen ertragen. Sämmtlicher Holzertrag wird verkauft und der Erlös hiefür fließt, im Betrag von 1400 M. in die Gemeindekasse.

Die Brach- und Stoppelweide wird im Sommer mit 150, im Winter mit 400 Stücken Bastardschafen befahren, welche im Ort überwintert werden. Das der Gemeinde gehörige Weiderecht ist an einen Pächter um 780 M. vergeben; die Pferchnutzung trägt jährlich 700 M. ein. Allmanden sind nicht zur Weide verpachtet. Güterstücke, welche die Gemeinde besitzt, sind um 1700 M. verpachtet. Die Freiherren Capler v. Oedheim, gen. Bautz, besitzen auf der Markung seit alter Zeit 7,56 ha = 24 Morgen Acker und 29,31 = 93 M. Wald. Die Rindviehzucht ist in gutem Zustand.

Die Bienenzucht wird mit wenig Glück betrieben.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0500.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)