Seite:OANeckarsulm0535.jpg

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zum Brettachufer, abfällt. Es sind 3 Theile zu unterscheiden: die obere Stadt, die untere Stadt und die obere Vorstadt mit dem sog. äußeren Marktplatz. Seit dem Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts war die Stadt, d. h. die vom oberen Thorthurm bis zum sog. mittleren Thor reichende obere Stadt befestigt mit einer zum Theil noch stehenden Stadtmauer, auf welcher sich ein gedeckter Gang befand, mit Zwinger, Graben und Wall versehen; der Zwinger ist jetzt meist überbaut, Graben und Wall planirt. Reste der Stadtmauer und eines viereckigen Thurms sind besonders noch vorhanden im Südosten und an der von Südost zum mittleren Thor führenden Gasse, der sog. hinteren Gasse.

Die untere Stadt, auch untere Vorstadt genannt, reicht von dieser Stadtmauer bis an die Flüsse Kocher und Brettach und hatte, weil von ihnen hinlänglich geschützt, gegen diese selbst keine Umfassungsmauern, jedoch 2 Thore mit Wachhaus, das eine zur Kocherbrücke gegen Kocherthürn sich öffnend, das andere, das sog. Geißelthor, zur Brücke über die Brettach und zur Straße nach Neckarsulm. Vom oberen Thor aber lief die Mauer zur Seite der Straße noch hinab bis zum Geißelthor an der Brücke. An der nordöstlichen Ecke der Stadt stand schon aus alter Zeit, wohl auf den Fundamenten einer alten römischen Niederlassung neben der Gerichtsstätte für den Brettach- und Kochergau, ein festes Schloß der Herren von Weinsberg, von Wall und Graben umgeben. An seiner Stelle hinwiederum erstand durch Herzog Christoph um das Jahr 1565 das neue, zum Theil jetzt noch stehende Schloß, zunächst der sog. Türnizbau, an den in der Folge die übrigen Gebäude des Schloßkomplexes sich anschloßen. Nach Norden war dieses Schloß durch den Steilabfall selbst geschützt, nach Osten durch den noch bestehenden Graben.

Die Stadt in ihrer heutigen Gestalt macht auf den Besucher, besonders in den an der Hauptstraße gelegenen Partien, welche nach kleiner Biegung im Westen in mäßiger Steigung gegen Osten in gerader Linie die Stadt durchzieht und meist saubere, zum Theil ansehnliche Häuser, worunter einige nicht uninteressante Holzbauten, aufweist, einen guten Eindruck. Außer dieser Straße tragen die anderen mit wenigen Ausnahmen, besonders gegen Süden etwas unebenen und engeren, mehr oder weniger das bekannte Gepräge des Landstädtchens. Sehr gut gefällt der schöne geräumige freie Platz im Osten der Stadt, neben der großen

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 535. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0535.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)