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gebaut, enthält 3 Lehrzimmer, Mittelklasse der Volksschule, Präzeptorats- und Kollaboraturklasse der lateinischen Schule, sowie die Wohnungen des Präzeptors und des zweiten Volksschullehrers. Der Kollaborator wohnt zur Miethe in einem Privathaus.

Seit 1846 besteht, aus den Mitteln der Hausleutnerischen Stiftung errichtet, eine Kleinkinderschule mit Lehrerin in einem Häuschen neben dem oberen Thor; ferner seit 1875 eine Industrieschule. Außerdem wird in den genannten Lokalen gehalten: eine Sonntagsgewerbe- und Zeichenschule, im Winter eine Winterabendschule.

Die Stadt besitzt ferner ein Backhaus mit 3 Öfen, zugleich Badanstalt mit 3 Badekabineten in einem Haus am mittleren Thor mit Glockenthürmchen; die Badeinrichtung stammt aus dem Jahr 1839 von Dr. Elsäßer (s. u.) und ist auch im Winter benützbar; es können Wasserbäder und Soolbäder (die Soole von Friedrichshall) genommen werden. Sie besitzt ferner eine öffentliche Kelter mit 2 Bäumen und 2 Pressen; ein Armenhaus, seit 1873 in die Hand der Stadt übergegangen; ein Schafhaus an der Straße nach Cleversulzbach, mit den dazu gehörigen Gütern, ursprünglich vom J. 1510 an ein herzoglich württemb. Erblehen, 1850 von der Stadt mit dem Schäfereirecht erworben um 26.300 fl.; endlich ein Wachthaus. –

Dem Staate gehören die noch vorhandenen Gebäude von dem früheren herzoglichen Schloß, das im Jahr 1565 von Herzog Christoph an der Stelle eines von ihm 1560–1564 abgebrochenen früheren Schlosses der Herren von Weinsberg auf den Fundamenten der alten Römerniederlassung zu bauen angefangen wurde. Der älteste Bestandtheil ist der nördliche Flügel, der sog. Türnizbau; hiezu kam in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts der Ostflügel, der sich von Norden nach Süden ziehend den Schloßhof gegen Osten begrenzt und unter dem Namen Lindenbau oder Prinzessenbau bis zur Kirche reicht. Dazu wurde weiter gefügt ein hoher schmaler, aber sehr tiefer Bau, zwischen der Türniz und dem Rathhaus, der Marstall mit Archiv und Kanzlei, später die sog. Kellerei; ferner der im J. 1680 gebaute sog. Neue Bau oder Steinbau mit Marstall, vorn an die Straße stoßend, wodurch der Schloßhof im Westen und Südwesten abgegrenzt, aber auch sehr eingeengt wurde. Zwischen diesem Bau und der Westseite der Kirche führte dann eine verhältnismäßig schmale Einfahrt in den Schloßhof. Dieser Bau ist heutzutage gänzlich verschwunden: er wurde im J. 1826 behufs

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 543. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0543.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)