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J. 1856 forstamtliche Gefängnisse eingerichtet. Die übrigen Gelasse sind nebst dem Keller vermiethet.

An der die Stadt von West nach Ost durchziehenden Hauptstraße finden sich mehrere Häuser aus der späteren Renaissancezeit, wie der Gasthof zum Lamm, weiter nach oben das Eckhaus an der Pfarrgasse, mit Voluten über der Thüre und rundem Erker, der von einer Rundsäule getragen wird, mit steinernem, von Säulen getragenem Balkon gegen die Gasse; die Apotheke, vormalige Hofapotheke mit Wappen (Haken und Eicheln) und der Jahrszahl 1801. In dem Haus unter dem Rathhaus, das früher der Stadt gehörte, jetzt im Privatbesitz ist, findet sich eine sehr schöne hölzerne Wendeltreppe von Eichenholz mit Geländer in reichem Rococostil; unten im Haus sind große Keller. – Das Mörickesche Frauenstift ist ein hübscher zweistockiger Bau, ursprünglich von Dr. Elsäßer (s. u.) erbaut. Zu erwähnen wäre noch ein in einem Seitengäßchen in der Nähe der Hauptstraße gelegenes nicht großes Privatgebäude aus Stein, das aber eine großartige Fassade mit schönen toskanischen Säulen zeigt.

Mit gutem Trinkwasser ist die Stadt ausreichend versehen; Quellen sind reichlich vorhanden. Von ihnen speisen die Brunnen in der Stadt 2 Hauptleitungen mit gußeisernen, zum Theil auch bleiernen Röhren, die eine aus einer Quelle im Dahbachthal, die sog. Seebronnenquelle, die andere aus 5 zusammengefaßten Quellen im Limbachthal, am Fuße des Ackergewandes „im Schänzle“. Eine weitere Quelle im Brettachthal, „der fallende Bronnen“, noch stärker als die obigen Leitungen, ist unbenützt.

Von den 9 laufenden öffentlichen Brunnen sind bemerkenswerth: der am mittleren Thor mit steinerner Säule, doppeltem steinernem Bassin, auf dessen viereckiger Säule ein aufrechtstehender Löwe das württembergische Herzogswappen mit Farben gemalt hält, darunter: Baumann 1744. Herr Amtsburgermeister Aug. Bernh. Hochstetter. C. Schöck, Stadtpfleger 1848; ferner der Brunnen im Schloßhof mit einem starken Rohr, der zuerst durch Baumeister Schickhard mittelst der Leitung aus dem Limbachthal, die zu damaliger Zeit für ein Meisterwerk galt, hergestellt wurde.

Die Gemeindemarkung, im Ganzen 4133 Parzellen, beträgt 38752/8 Morgen, wovon auf Äcker 2127 M., auf Wiesen 348 M., auf Weinberge 69 M., auf Waldungen 1078 Morgen kommen. Die wellige Hochebene des nördlichen und mittleren

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 546. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0546.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)