Seite:OANeckarsulm0556.jpg

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der früheren Mutterkirche von Neuenstadt und Cleversulzbach, worin bis zum Ende des 16. Jahrhunderts noch regelmäßiger Gottesdienst gehalten wurde. Die Ruine steht auf dem alten Kirchhof, von dem namentlich gegen Osten, Norden und Westen die Umfassungsmauern noch sichtbar sind, und der bis 1636 den einzigen Begräbnisplatz für Neuenstadt bildete. Was jetzt noch von der Kirche steht, ist der alte Chor derselben, gebildet durch das 28 Fuß hohe untere Geschoß des ehemaligen viereckigen Kirchthurms. Derselbe ist nahezu quadratisch angelegt, innen ca. 4,5 m lang und ca. 5 m breit. Wie das Kreuzgewölbe zeigt, dessen Gurten auf 4 runden gewirtelten Ecksäulen aufsitzen, stammt die ursprüngliche Anlage des Chors aus der spätromanischen Zeit. Eines der Kapitäle zeigt feines Laubwerk, die andern sind sog. Knospenkapitäle. Der heutige Eingang im Westen, der alte Triumphbogen, ist breit und spitzbogig; 3 gothische Fenster, zum Theil noch mit sehr altem Maßwerk, wovon das eine ein Rundfenster, haben sich erhalten. An der Seite gegen die Straße erkennt man noch Mauerreste und sonst am frühen Reifen des Getreides den Grund der ehemaligen Mauern des Schiffs. Dieses scheint sich ca. 20 Schritte nach Westen bis an die heutige Straße erstreckt zu haben. – Im Jahr 1870, nachdem ein gothischer Fensterbogen zusammengefallen war und der Einsturz des Kreuzgewölbes drohte, beabsichtigte die Stadtgemeinde, die Ruine vollends ganz abzubrechen, um die Steine zu einem Brückenbau über die Brettach zu verwenden. In Folge eines warmen Aufrufs eines begeisterten Alterthumsfreundes kam aber eine Kollekte zu Stande, welche im Verein mit Mitteln der Stadtgemeinde das Bestehende möglichst ausbessern und weiterem Verfall der merkwürdigen und schönen Ruine vorbeugen ließ. Der alte Kirchhof ist jetzt ein zur Besoldung des ersten Schullehrers von Neuenstadt gehöriger Acker. Die Gruft des alten Kirchleins diente noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts zur Ruhestätte verschiedener Glieder mehrerer adelicher Familien. – Von dem früheren Ort Helmbund selbst findet sich keine Spur mehr; jedenfalls stand derselbe auf dem linken Ufer der Brettach.

Flurnamen von Bedeutung: Im Schänzle (östlich neben dem Limbachthälchen), beim Kirchle, in der Pfarr, Kirchberg, in der Schmitte, sämmtliche in der Nähe der Helmbundkirche. Ein Feldweg in der dortigen Gegend heißt „Kirrweg“. Hinterm Kalkofen (bei der Ziegelei). – Am Helmbunder Pfad, am

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0556.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)