Seite:OANeckarsulm0582.jpg

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zweites, schmäleres von 18 Fuß Breite angefügt worden, so daß die jetzige Kirche eigentlich zweischiffig ist. Die Schiffe sind im Innern getrennt durch 3 starke Pfeiler, Überreste der alten nördlichen Mauer. Dieser neuere Anbau hat auch eine besondere, niederere Verdachung als der alte Bau. Der ganze Bau ist massiv aus Werksteinen. Das Hauptportal, zu dem eine hohe steinerne Freitreppe von 15 Stufen führt, ist jetzt neu im Rundbogen hergestellt; vom alten Portal stammt der von 2 Säulen auf hohem Sockel getragene abgebrochene Giebel, in dessen Feld der unter dem Kreuz fallende Christus von Stein erscheint. Auf dem neuen Fries steht die Jahreszahl 1874 (Jahr der Renovirung und Vergrößerung), darüber auf dem zweiten alten Fries die Zahl 1716. Über diesem Portal zeigt sich auf der Wand ein großes Freskobild, weiß auf schwarz gemalt, die Krönung der Maria starstellend, in etwas grober Ausführung. Das Hauptschiff, schwach gewölbt, hat Holzverschalung mit Verputz, worauf 2 Deckenbilder gemalt sind; die Decke des Nebenschiffes ist flach, von Holz und in Felder getheilt. Die Orgel, in zopfigem Stil gehalten mit 15 Registern, steht auf der Empore im Westen; oben an der Orgel das Wappen des Kommenthurs zu Horneck, Roth von Schreckenstein († 1784). Der Chor selbst hat Steinwölbung. Mit dem Altarhaus steht der obere (östliche), vom übrigen abgeschlossene Theil des Nebenschiffs, der sog. kleine Chor, durch einen Bogen in Verbindung. Östlich am Chor erhebt sich der massive Thurm, in den 2 unteren Stockwerken viereckig, in dem aus späterer Zeit stammenden dritten achteckig, darüber ein schiefergedecktes Zwiebeldach. Die Mauern im unteren Geschoße sind sehr stark; das Erdgeschoß enthält ein spitzbogiges Kreuzgewölbe, von dem die Kämpfer der Gewölbegurten noch erhalten sind. Wahrscheinlich diente dieser Raum ursprünglich als Chor und stand jedenfalls mit der Kirche, dem heutigen Chor, in Verbindung, wie dies der an der Westseite sichtbare, jetzt vermauerte Spitzbogen beweist. Auf dem Thurm hängen 3 Glocken mit folgenden Aufschriften: 1. Die größte: anno 1698 bin ich gegossen zu ehren der h. h. dreifaltigkeit under H. H. Franz Ludwig Hoch- und Deutschmeister Pfalzgraf bei Rhein Bisch. Z. W. U. B. P. Z. E. unten: Durch Johannes u. Niklaus Arnoldt u. Petrus Bernhard bin ich gegossen worden anno 1698. 2. auf der mittleren steht: Gegossen für das Gotteshaus in Oedheim von A. Bachert in Kochendorf anno 1841. 3. auf der kleinen:

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 582. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0582.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)