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Kocher und Jagst ziehende Straße, schon mehrfach erwähnt, unter „Altherthümer“ die Straße Nr. 1. Dieselbe besteht noch als eine Art Vizinalstraße, bildet zum Theil die Grenze zwischen Oedheimer Markung und badischem Gebiet und führt gegen Kresbach.

2. Eine zweite (oben Nr. 2) führte wahrscheinlich ebenfalls von Wimpfen kommend nach Gewinnung der Höhe hinter Kochendorf ca. 1 km südlich vom Fluß auf der Höhe über Oedheim in der Richtung nach Neuenstadt. (Die heutige Kochendorf-Neuenstadter Straße.)

Auf der Markung befanden sich sehr bedeutende Überreste römischer Niederlassungen, von denen die eine rechts vom Kocher war, nordwestlich vom Ort im Freiherrlich von Bautz’schen Wald „Mäurich“. (s. Würt. Franken 1873, S. 294). Funde: Mauerwerk, Ziegel, Stücke von Heizungsröhren, von Gefässen aus Siegelerde, von Estrich, ferner Stücke von Wandmalereien, die noch frische Farben zeigten. – Auf dem linken Ufer des Kochers im Oedheimer Gemeindewald Rutzenloch, (eine Quelle entspringt in der Nähe) dem eben genannten Ort gegenüber, fand man schon im J. 1862 Mauerwerk besonders aus Tuffstein, Ziegel, Heizungsröhren in großer Menge, Gefäßstücke u. s. w. Bei dieser Niederlassung fand im Sommer 1864 nach Abforstung des Gemeindewaldes eine systematische Ausgrabung unter der Leitung des Landeskonservators Prof. Paulus statt, wobei der größere Theil der Niederlassung, d. h. soweit er im Walde lag, ausgegraben wurde. Die ganze Niederlassung, (römische villa), die von einer 2′ starken Mauer umgeben war, mag ein unregelmäßiges Fünfeck bildend zusammen ein Areal von ca. 8 Morgen umfaßt haben. Einige Ziegelplatten, laterculi, jetzt in der Stuttgarter Sammlung, tragen folgenden Stempel: COH. II. IS. (cohors II Ispanorum, welche Kohorte auch sonst in Obergermanien sich findet) und scheinen zu beweisen, daß die Niederlassung nicht nur friedlichen Zwecken diente. (Siehe oben S. 234. Vgl. auch Keller, Vicus Aurelii S. 47 und 48. Schriften des Württemb. Alterthums-Vereins, 1866 S. 19 ff.) Die durch Dr. Paulus auf Staatskosten aufgegrabene Villenanlage selbst bestand aus einem Haupt- und einem Nebengebäude. Ersteres mit der Front gegen Westen zerfiel in einen quadratischen Mittelbau von 98′ Seitenlänge, an den 2 rechteckige Flügelbauten stießen, welche mit dem Mittelbau einen Hof von 90′ Breite und ca. 50′ Tiefe bildeten;

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 589. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0589.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)