Seite:OANeckarsulm0590.jpg

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die Gesammtbreite des Gebäudes betrug 198′, seine größte Tiefe 144′. Die Umfassungsmauern aus Muschelkalksteinen, sowie die meisten Quermauern waren 4′ dick und standen bis zu 6′ aufrecht. Die innere Einrichtung des Gebäudes war, da seit Jahrhunderten die Trümmer desselben als Steinbruch dienten, verwischt; doch ließ sich noch folgendes bestimmen: Im Mittelbau war ein rechteckiger Raum mit vollständigem Hypokaustum mit Gußboden und Pfeilerchen. An den Wänden des Gebäudes befanden sich Spuren von 9‴ dickem, rothbemaltem Mörtelbewurf. Auch die Reste einer Steintreppe (aus Lettenkohlensandstein) ließen sich erkennen. An dem andern Flügel fand man einige sehr schöne Säulenbasen, welche die attische Base in eigenthümlicher eckiger Umbildung zeigen. Sie sind äußerst sorgfältig und zierlich gearbeitet und überall sehr tief ausgeschafft. Hiezu wurden auch Fragmente der Schäfte von 15″ Durchmesser gefunden. Auch einige von den Säulencapitälen waren erhalten, mit quadratischer 2′ breiter, 3″ 7‴ hoher Deckplatte; das Capitäl selbst, 4″ 5‴ hoch, besteht aus 2 ziemlich flachen Hohlkehlen, die zwischen seinen Untergliedchen im halben rechten Winkel über einander ausladen. (Ein ganz ähnliches Capitäl fand sich in dem im J. 1862 bei Zatzenhausen aufgedeckten Gebäude.) 74′ von dem rechten Flügel dieses großen Gebäudes entfernt stand ein kleineres von der Größe eines gewöhnlichen Wohnhauses; sein Umriß war theilweise zerstört, im Innern aber fand sich wieder ein rechteckiger, 38′ langer, 18′ breiter Raum mit Hypokaustum, Estrichboden, Pfeilerchen und Gußboden darauf. Dieser Raum war durch eine schwache Mauer der Länge nach in 2 Theile getheilt, die gegen Osten mit je einem halbrunden Nischenausbau schloßen. Der Bewurf der Wände zeigte noch Spuren von einfacher Bemalung. Die kleinere Nische hatte wiederum ein Hypokaustum und zeigte eine Menge noch wohl erhaltener ziemlich schwacher Heizröhren. Die Mauern beider Nischen, die ohne Zweifel als Badegelasse dienten, waren bis zu 5′ wohl erhalten und zeichneten sich durch sehr sorgfältige Bekleidung aus. Auch die Wände der kleineren Nische zeigten Spuren von Bemalung (verschiedenfarbige Streifen) und waren mit Thonplatten belegt. – Kleinere Funde außer den schon erwähnten laterculi: Viele Gefäßstücke, rohere und feinere, zum Theil aus Siegelerde, auf einem das Bild eines Adlers, auf einem andern der Töpfernamen victorinus, Stücke größerer Amphoren, sowie eines größeren Glasgefässes,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 590. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0590.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)