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alte, kaum genügende Orgel. Die hölzerne zopfige Kanzel ist an der Südwand. Zwei Nebenaltäre im modernen Stil zeigen saubere Malerei auf Goldgrund (von Breitenbach in Mergentheim 1877), der eine dem Herzen Jesu, der andere dem Herzen Mariä geweiht. Ein Rundbogen führt zu dem um 2 Stufen höheren Chor; oben an demselben ist groß (barok) das Busek’sche Wappen. Zur Linken unter dem Bogen steht eine Holzfigur „S. Clemens. M.“, rechts der Taufstein. Der länglich halbkreisförmige Chor mit 2 rundbogigen Fenstern enthält den überaus reich gearbeiteten zopfigen Hauptaltar mit einem Hochmeisterwappen in goldener Umrahmung; oben über dem Altar ist das Busek’sche Wappen. An der Südseite im Schiff hängt ein Gnadenbild mit Bericht, es sei ins Feuer geworfen und wunderbar gerettet worden. Der im Osten an die Kirche gebaute Chor ist in seinem hohen unteren Geschoß viereckig, das obere ist zurückgesetzt mit abgeschrägten Ecken, darüber schiefergedeckte Kuppel mit Laterne. Die drei auf dem Thurm hängenden Glocken haben alle dieselbe Inschrift, nämlich: Gegossen von J. Neubert Ludwigsburg 1857. Unten im Thurm ist die Sacristei mit Kreuzgewölbe; an der nördlichen Wand derselben befindet sich ein Sakramenthäuschen in schönster Gothik, 61 cm breit und vom oberen zum unteren Aufsatz 11/2 m hoch, ein Wimberg mit Krabben und Kreuzblume, auf beiden Seiten Fialen. Hienach gehörte der untere viereckige Theil des Thurms zu einer früheren Kirche in gothischem Stil. – Die Unterhaltung des Schiffes hat die Stiftungspflege, die des Thurms, der Orgel und Glocken die Gemeinde.

Das in der Nähe stehende Pfarrhaus wurde 1826 neu erbaut und ist je hälftig von der Gemeinde und der Stiftung zu unterhalten. – Der jetzige Begräbnisplatz, seit 1852 angelegt und ummauert, ist außerhalb des Orts links an der nach Duttenberg führenden Straße.

Das Rathhaus ist ein unschöner Riegelbau mit überdeckter, außen hinaufführender Steintreppe. Unten an einem renovirten Bogen steht die Jahreszahl 1750. Das Schulhaus an der Straße zum Neckar, 1842 neu erbaut, enthält 2 Lehrzimmer, in denen ein ständiger Lehrer und ein Lehrgehilfe unterrichten; hier wird auch die Industrieschule gehalten. Die Wohnung des Lehrers ist daneben in einem der Gemeinde gehörigen Haus. Der Gemeinde gehört ferner ein öffentliches Backhaus, eine Kelter mit 3 Pressen, ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 605. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0605.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)