Seite:OANeckarsulm0650.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sitzt ein kleines schiefergedecktes Glockenthürmchen mit 2 Glocken: 1. Gegossen von Chr. Bachert in Dallau 1878, als Bernhard Dickmann Vicar und Xaver Feil Schultheiß in Tiefenbach waren; 2. (die kleinere) unter dem Bild des Apostels Jakobus: St. Jakobus. Diese Glocke ist gestiftet von Joh. Georg Bolch und dessen Ehefrau Maria Magdalena der Gemeinde Tiefenbach 1878. Gegossen von Christian Bachert in Dallau. – Die Stiftungspflege hat die Unterhaltungspflicht an der Kirche.

Das Pfarrhaus für den lokalisirten Vikar von Höchstberg, wurde 1875 aus dem sog. Pfarrhausbaufonds (8000 fl. betragend, ursprünglich 900 fl. aus einem Prozeß mit der Pfarrei Höchstberg) erkauft; es ist ein im J. 1866 neu erbautes Haus. Unterhalten wird es von demselben Fonds.

Das Schulhaus wurde 1842 erbaut und enthält ein Lehrzimmer, sowie die Wohnung des Lehrers. Es ist zugleich das Lokal für die Industrieschule.

Das Rathhaus ist mit dem Schulhaus vereinigt. Dasselbe enthält auch ein Gemeindebackhaus.

Die Gemeinde besitzt außerdem ein Armen- und ein Schafhaus.

Das Trinkwasser im Ort ist nicht durchaus gut; es sind 4 laufende und 2 Pumpbrunnen vorhanden. Die Markung wird vom Tiefenbach, der nördlich im Sonderteich entspringt, in der Richtung von Norden nach Süden durchflossen; der Bach tritt bei Regen- und Thauwetter aus, ohne indessen sonderlichen Schaden zu thun. Über ihn führen 3 steinerne Brückchen und ein hölzernes. Im Ort ist ein Feuersee.

Die nicht ausgedehnte Markung, welche viel Wald enthält, hat vorherrschend naßkalten und wenig ergiebigen Boden. Das Klima ist schon etwas rauh, Frühlingsfröste sind häufig; Hagelschlag kommt selten vor. Es gibt auf der Markung 4 Steinbrüche, aus denen Kalksteine und Werksteine gewonnen werden; letztere werden auch nach außen abgesetzt. Ebenso sind gute Lehm- und Töpferthongruben vorhanden.

Die Einwohner, von denen derzeit 3 über 80 Jahre alt sind, finden verhältnißmäßig guten Erwerb mit Taglohn im Staatswald und in den Steinbrüchen; die weiteren Erwerbsmittel bestehen in Feldbau und Viehzucht. Es sind 4 Schildwirthschaften und 2 Krämer im Orte. Bildhauerei wird betrieben, wobei beständig 3 Mann beschäftigt sind. Zwei Ziegeleien bestehen, sowie eine Mahlmühle, die hübsch im Tiefenbachthal

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 650. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0650.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)