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auf der zweiten: In Gottes Namen hat mich Leonhard Lösch von Mospach nach Widdern gegossen 1783.

Die Baulast an der Kirche hat die Gemeinde.

Der Begräbnisplatz liegt oben auf dem Berg westlich von Widdern 10 Minuten vom Ort entfernt. Auf ihm befindet sich eine Kapelle, in welcher Gottesdienst gehalten werden kann. Im Chor erblickt man den zopfigen Grabstein des Joh. Lorenz Esenbeck, Pfarrers in Widdern, 1683–1762. Im Schiff rechts steht ein großer Grabstein mit Wappen von Zülnhardt und Wangen (?); Inschr.: anno di 1542 den 16 novembris starb die edel und tugendsam fraw Susanna von Zulnhart geborene von Wangen deren sel got gnedig sein wolle.

Das Pfarrhaus ist in der Nähe der Kirche an der Straße, mit hübschem Blick auf die Kessachmündung; es befindet sich in gutem Zustand und ist von der Gemeinde zu unterhalten.

Das bisherige Rathhaus, ein zweistockiges Gebäude, steht an der Hauptstraße; im Schlußstein über der Thür ist ein Widder abgebildet. Auf einem Stein rechts steht: Unter der Aufsicht des Bürgermeisters Herrn Joh. Gottlieb Joßenhanß wurde dieser Bau aufgerichtet 1793. Dieses Haus enthält im Parterreraum 2 Schullokale. Neuestens hat die Gemeinde ein an der Stelle des Züllenhardt’schen Schlosses erbautes Privatgebäude als Rathhaus angekauft, um das bisherige Rathhaus ganz für Schulen einzurichten. Als Wohnung der Schullehrer dient das frühere v. Gemmingensche Amthaus mit steinerner Schneckentreppe, 1846 von der Gemeinde um 2000 fl. gekauft. Über einer Thüre ist noch das Gemmingen’sche Wappen und die Zahl 1841. Die Lehrzimmer sind im Rathhaus. Das Lehrzimmer und die Wohnung des Unterlehrers sind vorerst noch in einem Privathaus eingemiethet.

Der Gemeinde gehört eine Kelter mit 3 großen Bäumen und 2 kleinen Pressen, 2 öffentliche Back- und Waschhäuser, ein Armenhaus, ein Schafhaus, ein Hochwächterhäuschen auf dem Schloßberg.

Das früher von Gemmingen’sche Schloß, im östlichen Theil des Orts, hart an der Jagst gelegen, mit daranstoßendem Garten, ist jetzt Bierbrauerei und Wirthschaft zum grünen Baum. Es hat im unteren Geschoß starke Mauern und enthält eine steinerne Wendeltreppe. Über der Kellerthüre steht die Jahreszahl 1574. Es wurde von der Herrschaft Gemmingen-Hornberg 1863 als den Anforderungen der Neuzeit nicht mehr entsprechend um 5000 fl. veräußert.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 660. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0660.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)