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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

daß man noch deutlich wahrnehmen kann, wie ursprünglich die obere Bürg ein umfriedigtes Viereck bildete. Außerhalb der Ostseite dieses Vierecks, zwischen diesem und dem Grenzwall, finden sich noch schwache Spuren eines ehemaligen Grabens, der parallel mit dem Grenzwall lief; es mußten demnach 3 Verschanzungen, der Grenzwall, der Graben zwischen demselben und der Umfriedigung der obern Bürg, überschritten werden, um von der feindlichen Seite zu der obern Bürg zu gelangen; um aber zur untern Bürg vorzudringen, war überdieß noch eine vierte befestigte Linie, die oben angeführte verschanzte Straße, zu überschreiten.

Außerhalb der oberen Bürg und ihrem Vorgraben entdeckte man im Jahr 1861, nicht ferne von dem Grenzwall, regelmäßig angelegte röm. Begräbnißstätten, welche Gefäße, Grablampen etc. enthielten, was nachweist, daß sich die römische Niederlassung bei Oehringen bis gegen den Grenzwall erstreckte. Auch bei den Ausgrabungen Hanselmanns wurden Gräber auf der untern Bürg aufgefunden, die jedoch anders construirt waren als die in neuerer Zeit entdeckten, indem daselbst die menschlichen Skelette mit ihren Beigaben in Behältern beigesetzt sich fanden, die aus schön zusammengesetzten Ziegelplatten aufgeführt waren.

Außer dieser bedeutenden römischen Niederlassung bei Oehringen entdeckte man bis jetzt in dem Oberamtsbezirk noch folgende Überreste von kleineren römischen Wohnplätzen:

1. Etwa 1/2 Stunde nordwestlich von Möglingen in dem Walde Kreuzholz (s. hier. die Ortsbeschreibung von Möglingen).

2. Auf der 1/4 Stunde unterhalb Möglingen gelegenen Flur „Burgau“ findet man noch Spuren von Verschanzungen und Gebäudereste, die ohne Zweifel römischen Ursprungs sind.

3. Etwa 1/2 Stunde unterhalb Sindringen auf der linken Kocherseite (s. die Ortsbeschr. von Sindringen).

4. Die Reste einer Umwallung bei Pfedelbach scheinen nach Lage und Form ebenfalls römischen Ursprungs zu sein.

5. Die Schanze bei Hornberg (s. die Ortsbeschr. von Cappel).

Ohne allen Zweifel waren noch mehrere römische Wohnplätze in dem innerhalb des Grenzwalls liegenden Theil des Bezirks vorhanden, namentlich bei Langenbeutingen, Schwöllbronn, Baumerlenbach etc., wo verschiedene darauf hindeutende Flurnamen, wie Römerle, Remling, Kalkofen etc. vorkommen, allein die emsige Kultur hat die Spuren dieser Ansiedlungen längst so sehr getilgt, daß ihre ehemalige Existenz nicht mehr gründlich nachgewiesen werden kann.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0095.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)