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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Umgeldscommissär, 4 prakticirende Ärzte, der Oberamtswundarzt, der Oberamtsthierarzt, der Oberamtsgeometer und 4 Rechtsconsulenten; auch bestehen 2 Apotheken im Ort.

Die ansehnliche Stadt liegt an der Ohrn in dem Flachlande, am Fuß der nördlichsten Ausläufer des Mainhardter-Waldes und ist theils in die ziemlich breite Ohrnthalebene, theils an einen ganz mäßig geneigten, südlichen Abhang gegen das Ohrnthal hingebaut. Die Lage ist daher eine gesunde, sommerliche und nebenbei angenehme und fruchtbare.

Die Stadt zerfällt in die eigentliche Stadt, in die Altstadt und in die gegen Osten sich hinziehende Karlsvorstadt; der weit größere Theil des Orts, die eigentliche Stadt und die Karlsvorstadt, liegt auf der rechten Seite der Ohrn, die Altstadt, wohl der älteste Theil von Oehringen, ist auf der linken Ohrnseite gelegen, auf einem Raum, der inselartig theils von dem Flüßchen selbst, theils von einem Arm desselben umflossen wird. Die Verbindung der Altstadt mit der eigentlichen Stadt ist mittelst einer steinernen, auf 4 Pfeilern ruhenden, mit einem steinernen spät gothischen Geländer versehenen Brücke hergestellt[1].

Die eigentliche Stadt, wie auch die Altstadt, ist mit Mauern, Zwinger und Graben umgeben; die ehemaligen an den Stadtmauern angebrachten Thürme sind bis auf 8 abgegangen, und zwar stehen noch theilweise in der Altstadt der Göckelsthurm an der nordwestlichen Ecke, 2 an der westlichen Seite, einer an der Südwestseite, das Gänsthürmle genannt, und einer an der Südseite, in welchem das Archiv des Hospitals eingerichtet ist. An der eigentlichen Stadt stehen noch an der nordwestlichen Ecke der Bürgerthurm, in welchem das oberamtliche Gefängniß sich befindet, der Diebsthurm an der südwestlichen Ecke nur theilweise noch vorhanden und der Faulthurm an der Nordseite der Stadt, beinahe ganz abgegangen.

Die Stadtmauern sind theils abgetragen, theils Gebäude auf denselben errichtet worden, dessen ungeachtet hat sich der Charakter einer ehemals befestigten Stadt bis heute noch nicht ganz verdrängen lassen.

Von den ursprünglichen festen Thoren steht keines mehr (siehe hier. den histor. Abschnitt); an ihre Stellen traten das obere Thor


  1. An der Brücke ist ein aus der früh romanischen Periode stammender Löwe eingemauert, der früher an dem Thorthurme angebracht war.
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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0102.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)