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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Doppel-Tumba, die zuerst am Eingang der Kirche, später bei der Kanzel, dann in der Höhle gestanden, seit 1859 aber in der Gruft ist. Zwei Platten halten den Deckel, die Seitenwände sind in spitzbögige Felder getheilt, an 2 Ecken sind Engel, an zwei anderen Ritter als Träger angebracht, und in den Feldern der Langseiten halten je zwei Engel Wappenschilder, in deren einem das Hohenlohische Wappen angebracht ist, das andere ist leer. Die Arbeit weist auf spätgothische Zeit. Die eine Platte hat folgende Inschrift: A. MCCXXXVI. IIII. Id. Aug. translata sunt ossa comitum E & S. Germanus fidus comes est junctus Sigefridus. Ad bona non tardo dum viveret hic Eberhardo; und auf dem anderen Deckel: Sunt hic ossa sita clare stirpis Romulee generosorum comitum alta flamma orte, stemate qui suo Alemaniam late perornant, comites Romanie Romanioleque fuere.

Daß dieß nicht dieselbe Tumba ist, in welche 1236 die Gebeine der zwei Grafen Siegfrid und Eberhard gebracht worden sind, ergiebt sich aus der Arbeit und aus der Inschrift des zweiten Deckels. Diese will nämlich sagen: „hier liegen Gebeine von edlen Grafen des hohenlohischen Hauses.“ Der Ausdruck stirpis Romulee ist aus der Gewohnheit des 15.–16. Jahrh. zu erklären, den Ursprung erlauchter Familien auf die Römer zurückzuführen, alta flamma ist die bekannte falsche Deutung von „Hohe Lohe“, was lucus Loch, Wald, bedeutet, comites Romaniae Romaniolaeque ist identisch und bezieht sich auf die Gebrüder Gottfried und Konrad von Hohenlohe, die in Wirklichkeit von Kaiser Friedrich II. (1230–36) die kaiserlichen Grafschaftsrechte in der Romagna zur Verwaltung überkommen hatten. Es mögen also zur Zeit des Kirchenbaues oder später Gebeine von Mitgliedern dieses Hauses, die in der Kirche begraben lagen, in diese Tumba gebracht worden sein.

3) Ein schönes Kunstwerk, dessen Deutung nicht bekannt ist. Vier Löwen tragen eine steinerne Platte, auf welcher eine lebensgroße Figur in ritterlicher Rüstung, mit gefalteten Händen liegt. Der Kopf ruht auf einem Kissen, unten rechts Helm, links Degen und Handschuhe. Die Tracht weist in das 17. Jahrhundert, aber keine Inschrift verkündet, wer derjenige ist, auf dessen Grab es stehen sollte.

Auf der rechten Seite der Gruft sind einige Grabsteine: Fräulein Agathe Dorothea v. Hohenlohe † 1. Okt. 1628, Graf Georg Kraft † 8. Januar 1620; ferner der eines jungen Grafen von Erbach, Georg Friedrich † 1609. Auf der linken Seite wurde für

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)