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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Spitalgebäude wohnen; die im Hospitalgebäude wohnenden haben freie Krankenpflege.

Es bestehen 4 Klassen von Pfründen und zwar: mit 100 fl., mit 75 fl., mit 57 fl. 36 kr. und mit 40 fl.; letztere widerruflich; hievon hat Hohenlohe-Oehringen 9, Hohenlohe-Waldenburg 3, Hohenlohe-Langenburg 3 und Hohenlohe-Bartenstein 3 Pfründen im Turnus zu besetzen.

Das Hospital besitzt auf Oehringer und Unter-Maßholderbacher Markung 200 Morgen Äcker, Wiesen und Gärten, ferner 200 Morgen Waldungen auf der Markung Gleichen. Der Frucht- und Weinzehnten, so wie die Lehensrechte und Gülten sind durch die Gesetze von 1848–49 abgelöst worden. Die Activ-Kapitalien betragen gegenwärtig 80.000 fl. und der Aufwand für die Pfründen 3400 fl.

Der Spital hat die Verpflichtung, das Faselvieh für die Stadt zu halten, sowie das onus fabricae für die Pfarrei Kupferzell und einen Beitrag für den Hospitalprediger in Oehringen zu leisten.

Den Spital und eine ewige Messe darin, stifteten im Jahr 1353 Kraft III. († 1371) und seine Gemahlin Anna von Leuchtenberg, wobei sie dem Stifte 40 Pfd. Heller gaben, damit es seine Einwilligung hiezu gäbe, was auch geschah; „wir geben die Freiheit (erklären Dechant und Capitel), daß die Herrschaft von Hohenlohe gegenwärtig und künftig die Messe in demselben lihen und geben mag jeglichem Priester, wen sie wöllen, und derselbe Priester soll frei, ledig und ungebunden sein von unserem Stifte (gegeben den 19. Julii 1353).“

Der Spital war anfänglich an der Stelle errichtet, wo die Juden-Synagoge gestanden hatte „in loco in quo perfidorum Synagoga Judaeorum extiterat“. Bischof Albert von Würzburg bestätigte diese Stiftung, nämlich „Hospitale cum ejus Capellania, Capella et Cimiterio … in honorem Sanctae Annae et Sanctae Elisabeth …“ bestimmt zur Aufnahme und Pflege von Reisenden und Kranken … unbeachtet der Rechte des Pfarrers der Pfarrkirche. Der Kaplan soll im Spitale wohnen, täglich daselbst Messe lesen, den Bewohnern des Spitals als Seelsorger dienen und dafür die Oblationen behalten (1354). Da die Lage des Spitals nicht günstig und der Raum zu eng war und es an Wasser fehlte, so faßte Anna, Wittwe Krafts III., den Entschluß, ihn vor das Thor zu verlegen, an einen Ort, der vulgariter genannt wird: vor dem alten Stadtthor (Urk. von 1377), wozu Bischof Gerhard von Würzburg seine Einwilligung gab, sowie zu dem Bau einer neuen Kapelle und eines Kirchhofs, jedoch mit dem Beding, daß die alte Kapelle

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0136.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)