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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

5) Die Stipendiatenpflege besitzt 3566 fl., sie besteht aus einer Anzahl größerer und kleinerer Stiftungen von Privaten. Der Zins wird an Studirende aus der Stadt und arme Schüler des Lyceums und der Volksschule vertheilt.

6) Die Raiß’sche Stiftung 12.625 fl. zu Unterstützung von Waisen aus Oehringen, für arme Wöchnerinnen und verschämte Arme je 50 fl., für Schulbücher 30 fl., für talentvolle Künstler und Handwerker 30 fl., für Theologie Studirende 50 fl.

7) Eichhorn’sche Stiftung (5568 fl.) zur Industrieschule.

8) Hößner-Keller’sche Stiftung 2111 fl., Zins an Verwandte.

9) Wagner’sche Stiftung 2000 fl., wovon der Zins von 1000 fl. zu Erziehung einer Waise verwendet wird; Zins von 800 fl. für Confirmanden angelegt und 200 fl. dem Armenverein zufallen.

10) Henneck’sche Stiftung für Pfarrwittwen 200 fl.

Außerdem ist noch die Kronprinzen Stiftung aus neuerer Zeit 2822 fl. zur Unterstützung armer Handwerkslehrlinge, unter der Oberamts-Korporation stehend.

Der Ertrag des Opferstocks fällt der Stiftungspflege zu.

11) Stiftung eines Ungenannten 1004 fl.

Vereine zu wohlthätigen Zwecken in der Stadt sind der Armenverein, welcher jährlich 6–700 fl. durch Beiträge erhält und der Frauenverein, welcher Kost und Geld an Arme vertheilt.

Für literarische und gesellige Unterhaltung bestehen hier:

a) Die Bibliothek; nach der Reformation legte man im Stift eine Büchersammlung an, „die Lehensbibliothek“ und 1581 wurde dem Stifts-Syndico der Befehl zugestellt, wie die Bibliothek anzurichten und fortzusetzen sei. Diese Bibliothek ist jetzt der sog. Stiftsbibliothek einverleibt; letztere rührt von dem Kanzler v. Bernegger her, welcher seine Bibliothek nebst 200 fl. Kapital dem Gymnasium vermachte. Hiezu kam 1776 die Bibliothek des Hofraths Hanselmann und 1777 die des Hofraths Heinold, welche aus Stiftsmitteln gekauft wurden; für diese vereinigten Sammlungen wurde ein Bibliothekar angestellt und verordnet, „daß die Bibliothek den dahiesigen Räthen offen stehen solle.“ Sie besteht jetzt noch aus 4–5000 Bänden, zum größten Theil altdeutsche Reichsgeschichte enthaltend und ist 1861 neu geordnet worden. Die Lyceumsbibliothek, welche in demselben Lokale aufgestellt ist, wird alle Jahre mit etwa 120 fl. dotirt und enthält hauptsächlich philologische Werke, nebst einigen über Mathematik und Physik.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0139.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)